Anleitung für Mich: So funktioniere ich

„Der muss doch wissen, dass mir das wichtig ist.“
Ist das so? Weiß dein Team wirklich, was du brauchst?

Viele Missverständnisse in der Führung entstehen, weil wir glauben, dass unser Gegenüber genau weiß, was uns in der Zusammenarbeit wichtig ist.

Das „Wichtige“ kann alles Mögliche sein. Bei mir sind das Themen wie

  • Pünktlich zu Meetings erscheinen,
  • Meetings vorbereiten und nachhalten,
  • Schnell auf den Punkt kommen, statt alles endlos zu erklären,
  • Keine Termine in meine Fokuszeiten legen,
  • Usw.

Jeder hat seinen eigenen inneren Kompass mit Anforderungen und Bedürfnissen, die uns in der Zusammenarbeit wichtig sind.

Wenn diese Themen verletzt werden, ärgern wir uns. Und landen dann im Drama: „Dem ist es doch egal, was ich brauche.“ „Die ist einfach total rücksichtslos.“

Das Problem: Die meisten unserer Bedürfnisse haben wir nie offen kommuniziert. Sie stehen als implizite Annahmen im Raum – und in unseren Gedanken.

Denn tatsächlich machen auch wir uns selten klar, was eine gute Zusammenarbeit mit uns ausmacht. Und wenn wir uns schon nicht klar sind, wie sollen wir es dann erst an unsere Teammitglieder kommunizieren?

Vorhang auf für eines der effektivsten Instrumente der (Selbst-)Führung:

Die Anleitung für Mich.

In dieser Anleitung reflektierst du, was eine gute Zusammenarbeit für dich ausmacht. Wie denkst du über die Welt? Was brauchst du, damit ihr gemeinsam erfolgreich sein und Spaß haben könnt?

Was diese „Anleitung für Mich“ umfasst und wie du sie schreibst, ist der Fokus dieses Blogartikels.

Wie funktioniere ich eigentlich?

Auf das Thema „Anleitung für Mich“ bin ich erstmals im „High Growth Handbook“ von Elid Gil gestoßen. In diesem Buch wird der „Working with me-Guide“ von Claire Hughes Johnson, damals Chief Operating Officer of Stripe, vorgestellt.

Claire war als neue Führungskraft zu Stripe gekommen und wollte sicherstellen, dass jeder im Team weiss, wie sie sich die Zusammenarbeit vorstellt. Also verteilte sie ihre „Anleitung für Mich“. Alle waren begeistert. Schnell machte das Dokument die Runde und ging viral.

Kein Wunder. Es ist unglaublich produktiv, wenn wir unseren Kollegen klar kommunizieren, was wir brauchen, um erfolgreich zu sein und Spaß zu haben.

Und es macht auch uns selbst produktiver, wenn wir uns im Zuge der Erarbeitung dieses Dokuments klar darüber werden, wie wir eigentlich arbeiten und was wir von unserem Gegenüber erwarten.

Inzwischen kursiert eine ganze Reihe unterschiedlicher „Anleitungen für mich“ im Netz. Hier ein Beispiel:

Quelle: Cassie Robinson, Medium

Für mein Coaching habe ich ein Format entwickelt, dass sich besonders gut für Führungskräfte eignet. Die Fragen könnt ihr hier (deutsch englisch) als Word-Template herunterladen.

Und so sieht es aus…

Anleitung für Mich in 13 Punkten

Präambel

Das bin ich…

Beginne mit einem Überblick darüber, wer du bist, einschließlich deiner persönlichen Werte, Mission und Vision.

Bin ich eher introvertiert oder extrovertiert? Was sind meine Werte? Was bedeutet für mich Erfolg? Wofür trete ich in diesem Leben an? Was ist meine eigene Vision und Mission?

#1 Meine Führungshaltung

Das ist meine Führungsphilosophie….

Mit diesem Absatz stellst du einen Link zu eurem Leadership Manifest her, dem Dokument in dem du beschreibt, was Führung bei euch im Unternehmen bedeutet. (Wie ihr das erstellt, kommt im nächsten Newsletter).

Was bedeutet Führung für mich? Was für ein Menschenbild habe ich? Aus welcher Haltung führe ich?

#2 Vertrauen & Wertschätzung

So gewinnst du mein Vertrauen und meine Wertschätzung am schnellsten…

Mit welchen Qualitäten und Verhaltensweisen gewinnen Menschen mein Vertrauen? Womit verlieren sie es? Was schätzt du besonders an den Menschen, die mit dir arbeiten?

#3 Zusammenarbeit

Das sind meine grundsätzlichen Arbeitspräferenzen…

Was ist mein grundsätzlicher Arbeitsstil? Arbeite ich lieber im Team oder allein? Bin ich Frühaufsteher oder Nachteule? Was für eine Arbeitsumgebung gibt mir Aufwind? Wann bin ich besonders kreativ? Top Level vs. Detail?

#4 Kommunikation

So kommuniziere ich gerne…

Was ist mein Kommunikationsstil – und mit welchem Stil erreicht man mich am besten? Welche Kanäle nutze ich für welche Art von Information? Welche nutze ich nur selten? Wie erreicht man mich am besten in kritischen Situationen? Wie sollen schlechte Nachrichten an mich kommuniziert werden?

#5 Zeitmanagement

So teile ich meine Zeit ein und priorisiere ich Verantwortlichkeiten…

Was ist der generelle zeitliche Rahmen meiner Arbeit? Wie bin ich außerhalb der Arbeitszeit verfügbar? Wie offen ist mein Kalender? Habe ich so etwas wie Sprechstunden? Wann sind meine Fokuszeiten? Was sind meine wichtigsten Routinen? Wie definiere ich meine Prioritäten und wie bilden sich diese Prioritäten in meinem Zeitbudget ab?

#6 Meetings

So werden meine Meetings produktiv…

Was sind meine Erwartungen an die Vorbereitung, Pünktlichkeit, Teilnahme und Nachbereitung von Meetings? Wie häufig mache ich welche Meetings? In welcher Form (persönlich, virtuell, unter vier Augen, Gruppe)? Wie sieht die typische Agenda aus? Hänge ggf. die Agenda deines Standard 1:1 Meetings an.

#7 Entscheidungen

So treffe ich am liebsten Entscheidungen…

Wie bereite ich Entscheidungen vor? Wann entscheide ich allein, wann im Team? Wie überzeugt man mich am besten von einer Entscheidung (z.B. Daten, Social Proof, Frameworks)? Brauche ich viel Kontext oder will ich nur die Optionen verstehen? Bei welchen Entscheidungen will ich nur informiert werden? Wie sollen Entscheidungen dokumentiert werden?

#8 Feedback Geben und Nehmen

So gehe ich mit Feedback und Performance-Problemen um…

Wann und wie gebe ich typischerweise Feedback (z.B. in jedem 1:1. Meeting)? Wie und wann bekomme ich am liebsten Feedback? Wie gehe ich mit anhaltenden und grundsätzlichen Performance Problemen um?        

#9 Motivationen und Demotivatoren

Das gibt und das nimmt mir Energie…

Welche Tätigkeiten, Situationen, Verhaltensweisen und Menschen machen mir gute Laune und laden mich positiv auf? Was nimmt mir Energie und ärgert mich? Welche Situationen würde ich gerne vermeiden?

#10 Stärken und Entwicklungsfelder

Das sind meine Stärken und Entwicklungsfelder – und so können wir uns gegenseitig unterstützen…

Was sind meine persönlichen und fachlichen Stärken? Wie unterstütze ich mein Team damit? Was kann es von mir lernen? Wo habe ich Entwicklungsbedarf? Wie kann mir mein Team helfen, besser zu werden? In welchen Bereichen kann mein Team meine Schwächen ausgleichen (z.B. Liebe zu Detail)?

#11 Stressverhalten

So bin ich in meinem Besten-Ich und in meinem Stress-ich…

Wie verhalte ich mich an meinen besten Tagen? Wie an meinen schlechten Tagen? Wie verändert sich meine Führung, wenn ich gestresst bin (z.B. werde direktiver, werde still)? Was zeigt, dass ich überfordert bin?Wie kann mich mein Team im Stress am besten unterstützen?

#12 Krisenmanagement

So gehe ich mit Krisen und Druck um…

Wie will ich, dass wir in Krisen miteinander kommunizieren? Was ändert sich dann in meiner Führung? Wie treffen wir dann Entscheidungen?

#13 Fun Fact & Missverständnisse

😀 Und das solltest du auch noch über mich wissen …

Missverständnisse: Welche Verhaltensweisen von mir führen immer wieder zu Missverständnissen? Was an meinem Führungs- oder Arbeitsstil wird regelmäßig kritisiert oder missverstanden? Welche meiner Macken und Eigenarten verärgern Menschen ungewollt?

Fun Facts: Welche lustige Anekdote beschreibt mich am besten? Was sind meine Hobbies und Interessen außerhalb der Arbeit?

Puh. Eine ganz schön lange Beschreibung. Und sicher gar nicht so einfach zu erstellen. Denn über die meisten dieser Punkte haben wir noch nie so richtig nachgedacht.

Das schafft einen riesigen Raum für Missverständnisse. Denn wie soll unser Gegenüber wissen, was uns in der Zusammenarbeit wichtig ist, wenn wir das selbst nicht wissen.

Tatsächlich ist das die große Power der ”Anleitung für Mich“: Wir machen uns selbst klar, wie wir arbeiten wollen. Und schaffen damit erst die richtige Basis für eine exzellente Zusammenarbeit.

5 Schritte zur Anleitung für Mich

Die „Anleitung für Mich“ erstellst du am besten in 5 Schritten

Schritt 1 – Selbstreflexion. Beginne mit einer gründlichen Selbstreflexion. Reflektiere deinen Führungsstil, Kommunikationspräferenzen, Entscheidungsprozesse und wie du mit Zeit und Stress umgehst. Reflektiere deine Werte, was dich motiviert und demotiviert und welche Aspekte deiner Arbeit du als besonders lohnend oder herausfordernd empfindest.

Setze dich mit deinen Stärken und Entwicklungsfeldern auseinander, z.B. indem du den 16Personalities Test oder den CliftonStrengths Finder machst. Reflektiere deine inneren Antreiber und das daraus resultierende Beste- und Stress-Ich.

Frage Menschen in deinem Umfeld, wie sie dich erleben: Was muss man tun, um erfolgreich mit dir zusammenzuarbeiten? Was ist davon explizit, was eher implizit?

Schritt 2 – Erster Draft. Schreibe einen ersten Draft. Sei dabei so klar und transparent wie möglich, nur dann wird es eine sinnvolle Anleitung. Vermeide Fachjargon und schreibe in einfacher, eher unterhaltsamer Sprache. Auch wenn es sich erst mal komisch anfühlt, scheinbar Offensichtliches auszuformulieren – diese Klarheit wird euch das Leben erheblich leichter machen.

Clear is kind, unclear is unkind.

Brené Brown

Schritt 3 – Feedback einholen. Teile deinen ersten Draft mit ausgewählten Menschen in deinem Umfeld: Teammitgliedern, direkten Kollegen, Beiräten. Lass sie deinen Draft kommentieren: Passt das, oder erleben sie andere Seiten von dir? Was sollte man ihrer Meinung nach wissen, wenn man mit dir zusammenarbeitet?

Dieses Feedback gibt dir sicher weitere spannende Impulse zu deinem Arbeits- und Führungsstil.

Schritt 4 – Finalisieren. Mit dem Feedback erarbeitest du nun das finale Dokument. Mach es konkret, aber auch nicht zu lang. 2000-2500 Worte ist gut.

Schritt 5 – Umsetzung und Aktualisierung. Verwende die „Anleitung für Mich“ im Führungsalltag und beziehe dich in relevanten Situationen darauf. Mach regelmäßige Updates. Lass die Anleitung mit dir wachsen, vor allem wenn sich deine Rolle und Verantwortungen ändern.

Stelle sicher, dass die Anleitung leicht zugänglich ist. Und mache sie zu einem zentralen Teil im Onboarding neuer Kollegen. Idealerweise lädst du auch deine Teammitglieder und Kollegen ein, eine vergleichbare Anleitung zu erstellen.

Schließlich solltest du das leben, was du in deiner „Anleitung für Mich“ niedergelegt hast: Die Feedbacks, Meetings, Kommunikationswege… Nur dann wird es glaubwürdig und produktiv für eure Zusammenarbeit.

Viel Spaß beim Erstellen deiner ”Anleitung für Mich“.

Key Take Aways

Viele Missverständnisse in der Führung entstehen, weil wir unsere Erwartungen an die Zusammenarbeit mit dem Team nicht klar kommunizieren. Frei nach dem Motto: Der muss das doch wissen….

Ein super Tool, um all die impliziten Erwartungen auf den Punkt zu bringen ist die „Anleitung für Mich“. Ein Dokument, in dem wir explizit machen, wie wir uns die Zusammenarbeit im Team vorstellen.

Adressiere dabei die folgenden 13 (+1) Punkte

  • Präambel: Das bin ich…
  • Das ist meine Führungsphilosophie….
  • So gewinnst du mein Vertrauen und meine Wertschätzung…
  • Das sind meine grundsätzlichen Arbeitspräferenzen…
  • So kommuniziere ich gerne…
  • So teile ich meine Zeit ein und priorisiere ich Verantwortlichkeiten…
  • So werden meine Meetings produktiv…
  • So treffe ich am liebsten Entscheidungen…
  • So gehe ich mit Feedback und Performance-Problemen um…
  • Das gibt und das nimmt mir Energie….
  • Das sind meine Stärken und Entwicklungsfelder – und so können wir uns gegenseitig unterstützen…
  • So bin ich in meinem Besten-Ich und in meinem Stress-Ich…
  • So gehe ich mit Krisen und Druck um…
  • Und das solltest du auch noch über mich wissen 😀…

Gehe in dich und bringe alle deine Erwartungen auf den Punkt. Transparent und klar. Oder wie es Brené Brown sagt: „Clear is kind, unclear is unkind.“

Und nun zu dir!

  • Wie oft hast du in der Vergangenheit Probleme mit Kollegen gehabt, weil eure gegenseitigen Erwartungen unklar waren?
  • In welchen Bereichen deiner Arbeitsweise bist du dir selber noch nicht klar, was am besten für dich funktioniert?
  • Welche Rückmeldungen bekommst du aus dem Team zu deinen Arbeitspräferenzen?

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Wo sabotierst du eure Kultur?

Ich bin mir sicher:

Die Frage: „Habt ihre eine toxische Unternehmenskultur?“ wirst du empört von dir weisen. „Natürlich nicht! Wir verstehen und alle super!“

Toxische Kulturen verbinden wir mit egomanischen Führungskräften, die Angst und Schrecken verbreiten, mit Einschüchterung, Missbrauch und Mobbing. Wir denken an Unternehmen wie Wirecard oder den Fleischproduzenten Tönnies.

Zum Glück gibt es nur wenige Unternehmen, die so offensichtlich toxisch sind.

Und doch gibt es viel mehr ungesunde Kulturen, als wir im ersten Moment denken. Kulturen, die verhindern, dass alle Menschen wachsen können und damit verhindern, das Unternehmen ihr volles Potenzial entfalten.

Das tragische dabei: Oft werden sie von Menschen geführt, die eigentlich gute Unternehmen schaffen wollen. Unternehmen, in denen alle mit viel Spaß zusammenarbeiten.

Menschen wie du.

Verstehe, welche ungesunden Anteile sich in deine Unternehmenskultur eingeschlichen haben. Und setze das richtige Gegengift ein. Das ist das Thema dieses Blogartikels.

Was ist eigentlich eine ungesunde Kultur?

Auf die Fährte ungesunder Kulturen, die quasi aus Versehen geschaffen werden, hat mich Startup Coach Alisa Cohn gebracht.

In ihrem Buch „From Start-up to Grown-up“ beschreibt sie eine Reihe solcher Kulturen. Sie hat alle in ihren Coachings erlebt – und auch mir kamen alle bekannt vor. Sei es aus den Coachings oder aus meinem eigenen Berufsweg.

Der Name sagt es schon: Ungesunde Kulturen schränken das persönliche Wachstum der Teammitglieder ein. Und verhindern damit das gesunde Wachstum eures Unternehmens.

Sie sind das Gegenteil einer Wachstumskultur. Denn die schafft Raum für das Wachstum jedes Einzelnen und lässt damit das ganze Team und das Unternehmen über sich hinauswachsen.

Unternehmen mit einer echten Wachstumskultur haben bei aller Unterschiedlichkeit einen gemeinsamen Nenner: Sie teilen die gleichen 8 Tugenden.

Einen gemeinsamen Nenner haben auch die unterschiedlichen toxischen Kulturen: Jede von Ihnen verletzt mindestens eine dieser Tugenden massiv.

In der „Mega-Kultur“ fehlt es zum Beispiel an demütiger Ambition. In der „Spiegel-Kultur“ an authentischer Vielfalt. Diese Erkenntnis ist unglaublich hilfreich. Denn sie öffnet den Weg zum Gegengift: Die gemeinsame Arbeit an genau dieser Tugend.

Kommen wir damit zum Praktischen: Welche sieben ungesunden Kulturen gibt es, wie entstehen sie und wie findet ihr den Weg raus.

Mega-Kultur

Die Mega-Kultur ist überoptimistisch. Alles ist Mega – Super – Fantastisch. Wir sind die Besten, die Kunden sind toll, wie haben die coolsten Mitarbeiter. Alles großartig, eigene Schwächen und Probleme werden nicht adressiert. Retros? Feedback? Alles eher selten. Warum auch? Ist doch alles super.

  • Ursache. Die Gründer von Mega-Kulturen sind oft charismatische, mitreißende Menschen. Sie möchten ein Unternehmen schaffen, in dem alle mit Spaß und Energie zusammenarbeiten. Tief in ihrem Herzen haben sie die Sorge: Wenn nicht alles super ist, verunsichert das mein Team. Im Extremfall sind es Menschen, die sich über andere stellen – und mit ihren Fixed Mindsets einfach alles wissen.
  • Problem. In einer Mega-Kultur werden Probleme kleingeredet. Außerdem fehlt die Reflektion – und damit die Grundlage für das gemeinsame Lernen. Wo alles mega ist, wird nichts hinterfragt und verbessert. Immer mehr zählt nur die große Show. Beispiele sind WeWork oder früher mal Enron.
  • Gegengift Demütige Ambition & Konstantes Lernen. Natürlich brauchst du einen großen Traum. Bleibe dabei aber auf dem Boden. Überlasst die große Show den anderen, überzeugt lieber durch konsistente Leistung. Und hört nie auf, euch kritisch zu hinterfragen und zu lernen. Nur dann bleibt ihr vorne.

Zweigeteilte Kultur

Ein Unternehmen, aber zwei Teilorganisationen, die im Clinch miteinander stehen, statt gemeinsam auf ein Ziel hinzuarbeiten. Besonders beliebt: Sales vs. Produkt / Tech. Die Teams beäugen sich kritisch bis abwertend. Tech lästert über Sales: „Die wollen doch nur um jeden Preis verkaufen“, Sales beschwert sich über Tech: „Denen ist es doch egal, was die Kunden brauchen, sie wollen sich nur selbst verwirklichen.“

  • Ursache: Zwei Gründer, zwei unterschiedliche Charaktere. Auf der einen Seite die introvertierte, hoch strukturierte CTO, die genaue Pläne braucht. Auf der anderen Seite der extrovertierte, kreative CEO, der gerne neue Ideen in den Ring wirft. Mit einer klaren Aufgabenteilung stellen sie sicher, dass jeder seinen Bereich so führen kann, wie er oder sie das will. Und schon entstehen zwei Subkulturen.
  • Problem: Die Gründer meiden den direkten Konflikt zum „Wie“ der gemeinsamen Führung und Kultur und verlagern diesen Konflikt in die Teams. Auf operativer Ebene geht die Energie in die ständige Konfliktlösung, statt in die gemeinsame Arbeit.
  • Gegengift Respekt & Wertschätzung. Um eine zweigeteilte Kultur aufzulösen, braucht es zuallererst Respekt und Wertschätzung. Seht jeden Einzelnen als Menschen, der nur das Beste will. Respektiert eure Bedürfnisse und Kompetenzen. Begegnet euch auf Augenhöhe. Dann lösen sich die Konflikte viel leichter.

Best Buddy-Kultur

Rund um die Gründer gibt es einen Inner Circle, der besonders eng und freundschaftlich miteinander ist. Der Freund aus Schulzeiten, der einer der ersten Kollegen ist. Die coole, junge Kollegin, die genauso tickt wie ich und die ich zu jedem wichtigen Meeting mitnehme. Der Rest des Teams? Alles ok, solange die gut funktionieren.

  • Ursache. Anfangs ist es schwer, Mitarbeiter zu finden, die sich auf das Startup-Risiko einlassen. Was liegt da näher, als Menschen anzustellen, die wir kennen. Und natürlich arbeiten wir am liebsten mit Menschen, die genauso ticken wie wir: „Was ist falsch daran, ich darf mir als Gründer ja wohl aussuchen, mit wem ich arbeite!“
  • Problem. Best Buddies werden oft zu Untouchables. Kritisch ist das, wenn sie nicht performen. Denn das wird keiner aussprechen. Ein weiteres Problem: Als Gründer bist du eine zentrale Identifikationsfigur. Wenn deine Kollegen das Gefühl haben, dass nur deine Buddies Zugang zu dir bekommen, sie aber nicht, führt das zu massiver Frustration.
  • Gegengift Verbundenheit. Schafft einen Teamspirit, der alle miteinschließt, nicht nur den Inner Circle. Das schafft psychologischen Sicherheit, die wiederum der Rahmen für offenes Feedback, Innovation und Risikobereitschaft ist.

Spiegel-Kultur

In einer Spiegel-Kultur stellen die Gründer nur Menschen ein, die so ticken wie sie selbst. Wer nicht passt, wird durch subtilen Druck passend gemacht oder verlässt das Unternehmen. Das Resultat: Eine scheinbar starke, aber übermäßig homogene Kultur.

  • Ursache. Besonders anfällig für Spiegel-Kulturen sind zwei Arten von Gründern. Gründer, die sehr für ihre Eigenschaften bewundert werden. Und Gründer mit starkem Ego, denen die Wertschätzung für komplementäre Kompetenzen fehlt.
  • Problem. Nobody is perfekt. Und damit führt das Nachahmen der Gründer nicht nur zu einer Verstärkung ihrer guten, sondern auch zur Verstärkung ihrer schlechten Eigenschaften. Zweites Problem: Wenn alle gleich denken, fehlt die Vielfalt der Perspektiven, die gute Entscheidungen ausmacht.
  • Gegengift Authentische Vielfalt. Diversity of Mindset. Lebt und zelebriert die Unterschiedlichkeit. Nicht weil ihr bestimmte Quoten erfüllen müsst, sondern aus tiefer Überzeugung. Denn unterschiedlichste Perspektiven führen zu besseren Entscheidungen.

Harmonie-Kultur

Es gibt Kulturen, die einfach zu nett sind. Konflikte und kritischer Diskurs finden nicht statt. Probleme werden systematisch unter den Teppich gekehrt. Statt in den direkten Konflikt zu gehen, werden Probleme lieber hinter dem Rücken der Betroffenen gelöst. Die Konfliktvermeidung wird zum Beziehungsgift.

  • Ursache. Die Gründer von Harmonie-Kulturen haben oft einen starken inneren Antreiber es allen recht zu machen. Sie möchten von jedem gemocht werden, bloß keinen mit kritischen Bemerkungen vergraulen.
  • Problem. Ohne Reibung keine Energie. Und ohne kritisches Feedback kein Wachstum. Harmoniekulturen bleiben weit unter ihrem Potenzial, denn in diesen Kulturen fehlt das gegenseitige Challenging, das uns nach vorne bringt.
  • Gegengift Radikale Aufrichtigkeit. Wachstumskulturen leben vom ehrlichen, wertschätzenden Feedback. Es wird klar und direkt kommuniziert – sowohl gute als auch schlechte Nachrichten. Probleme werden offen adressiert und können schnell gelöst werden.

Deine Aufgabe als Chef ist es nicht beliebt zu sein, sondern andere Menschen zum Wachsen zu bringen. Und wir wachsen nur, wenn wir unsere Komfortzone verlassen.

Bodo Janssen

Sisyphus Kultur

In einer Sisyphus-Kultur haben die Gründer das Gefühl, alles selbst anschieben zu müssen. Keine Entscheidung wird ohne sie getroffen. Sie mischen sich in alle Projekte ein. Früher oder später geben alle Mitarbeiter auf und fallen in die erlernte Hilflosigkeit. Die Reaktion der Gründer: „Hab ich doch gewusst: Ohne mich geht es nicht…“

  • Ursache. Die Gründer haben Schwierigkeiten, Vertrauen aufzubauen. Das kann zwei Gründe haben. Entweder sind Perfektionisten, keiner kann es ihnen recht machen. Oder sie sind unklar in ihrer Verantwortungsübergabe, erreichen nicht das Gewollte und holen sich dann die Verantwortung zurück.
  • Problem. Solange die Gründer schieben, geht es nach oben. Aber wehe, sie lassen los. Dann bricht schnell alles in sich zusammen. Nachhaltige Unternehmensentwicklung ist damit unmöglich.
  • Gegengift Selbstverantwortung. Wachstumskulturen bringen Menschen und Teams systematisch in die Verantwortung. Es herrscht ein tiefes Vertrauen in die Leistungsfähigkeit und den Leistungswillen aller. Mit bestem Resultat: Menschen, denen viel zugetraut wird, leisten auch viel.

Speed-Kultur

Viele Startups arbeiten mit einem Wahnsinnstempo, wie auf Speed. Alle sind maximal angespannt. Zeit für Reflexion und Recovery? Fehlanzeige. Dafür ist jetzt keine Zeit. Lieber aktionistisch alles gleichzeitig anstoßen. Und dabei wie im Hamsterrad auf der Stelle treten.

  • Ursache. Viele Gründer haben einen ausgeprägten „Sei Schnell“ Antreiber. Sie wollen alles schnell und sofort machen – und erwarten das gleiche vom Team. Ihre Ungeduld bringen sie mit scharfen, harten Ansagen zu Gehör. Anerkennung und Lob sind selten.
  • Problem. Speed-Kulturen treiben oft gemeinsam in den Burnout. Natürlich braucht es Sprints um voranzukommen. Aber Profisportler wissen: Top-Leistungsfähigkeit verlangt auch Erholung und Entspannung. Sonst bricht das System zusammen. 100 Projekte gleichzeitig sind eine Scheinproduktivität, wenn nichts zu Ende gebracht wird.
  • Gegengift Disziplinierter Fokus. Disziplin und Fokus machen aus dem Hamsterrad ein Schwungrad. Wenige, klare Prioritäten werden systematisch und ergebnisorientiert abgearbeitet. Eins nach dem anderen, in einem guten gemeinsamen Takt. Das macht euch schnell.  

Und? Wo erkennst du euch wieder?

Ich hatte immer das Privileg, mit Gründern zu arbeiten, die gute Unternehmen schaffen wollen. Und doch habe ich die Downsides einer Mega- und einer Best Buddy-Kultur live erlebt.

Aber der Blick auch die Tugenden der Wachstumskultur hilft mir heute, die richtigen Anstöße zur Weiterentwicklung zu geben.

Key Take Aways

Natürlich gibt es Angst- und Misstrauenskulturen hinter denen „böse“ Menschen stehen.

Aber die meisten ungesunden Kulturen werden aus Versehen geschaffen. Von Menschen, die eigentlich das Beste für ihr Team wollen – und dabei unbewusst eine oder mehrere Tugenden einer Wachstumskultur lernen.

Und genau das ist auch das Gegengift für die sieben ungesunden Kulturen: Stellt sicher, dass die entsprechende Tugend in eurem Team gelebt wird.

  • Mega-Kultur: Die Mega-Kultur ist überoptimistisch und ein bisschen lernfaul. Gegengift: Demütige Ambition & Konstantes Lernen
  • Zweigeteilte Kultur: Ein Unternehmen, aber zwei Teilorganisationen, die im Clinch stehen, statt gemeinsam auf ein Ziel hinzuarbeiten. Gegengift: Respekt & Wertschätzung.
  • Best Buddy-Kultur: Rund um die Gründer gibt es einen Inner Circle, der besonders eng und freundschaftlich miteinander ist. Gegengift: Verbundenheit – mit allen.
  • Spiegel-Kultur. DieGründer stellen nur Menschen ein, die so ticken wie sie selbst. Der Rest passt sich an. Gegengift: Authentische Vielfalt.
  • Harmonie-Kultur. Manchen Kulturen sind einfach zu nett. Konflikte und kritischer Diskus finden nicht statt. Gegengift: Radikale Aufrichtigkeit.
  • Sisyphus-Kultur. Die Gründer glauben, alles selbst anschieben zu müssen. Keine Entscheidung, kein Projekt ohne sie. Gegengift: Selbstverantwortung.
  • Speed-Kultur. Alles muss schnell und gleichzeitig passieren.  Und doch geht nichts voran. Hamsterrad.Gegengift: Disziplinierter Fokus.

Und nun zu dir!

  • Welche ungesunden Seiten erkennst du in eurer Organisation?
  • Was ist dein Beitrag dazu? Was treibt dich an, so zu handeln? Erkennst du deine inneren Antreiber?
  • Was müsstest du an deiner Haltung und Arbeitsweise verändern, um die richtigen Impulse zu geben?

Viel Erfolg bei der Weiterentwicklung eurer Kultur.

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Das eint künftige Top GründerCEOs…

Ich habe in den letzten Jahren über 140 Gründer auf dem Weg zum CEO begleitet.Bei den richtig guten GründerCEOs erlebe ich immer wieder die gleichen fünf Eigenschaften.

🧠 Streben nach Meisterschaft.

Erfolgreiche GründerCEOs zeichnen sich durch eine beeindruckende Selbstreflexion aus. Sie haben ein klares Verständnis ihrer Stärken und Entwicklungsbereiche. Sie wollen lernen, richtig gut zu führen. Damit sind sie auf einem Weg zur Meisterschaft, der nie zu Ende ist. Sie lernen ständig dazu: Lesen, Podcasts, Coach, andere Gründer, Advisory Board – alle Quellen werden angezapft.

Ihre Frage an sich: Was habe ich heute dazugelernt?

💼 Frühzeitiger Invest in Senior Hires.

Top GründerCEOs denken ihre Organisation immer einen Schritt weiter. Im Wissen um ihre eigenen Defizite investieren sie früh in erfahrene Experten und Leader. Damit bringen sie ihre Company schnell auf das nächste Level. Die ersten Senior Hires holen sie oft schon auf dem Weg von der Seed Runde zur Series A an Board.

Ihre Frage: Können meine Schlüsselleute auch die nächste Runde meistern?

👨‍👩‍👧‍👦 Lebendige Leadershipteams.

Top GründerCEOs sind keine einsamen Helden, sondern echte Teamarbeiter. Sie schaffen lebendige, vertrauensvolle Gründer- und später Leadership-Teams. Ihnen ist klar: Wir sind nur so stark wie unsere Beziehungen zueinander. Beziehungspflege ist ein integraler Teil ihrer Führungsarbeit – nicht nur die Arbeit am Unternehmen.

Ihre Frage im Team: Wie tragfähig sind unsere Beziehungen?

🤝 Advisory Board ist (zweites) First Team.

Die besten GründerCEOs betrachten ihr Advisory Board als unverzichtbaren Teil ihres Erfolgs. Sie pflegen persönliche Beziehungen mit den Boardmitgliedern. Die Board Meetings nutzen sie für intensive Diskussionen statt nur fürs Reporting. Oft wird das Board von einer unabhängigen, erfahrenen Persönlichkeit geleitet, die zu einem der wichtigsten Vertrauten des Gründers wird.

Ihre Frage an das Advisory Board: Wie werden wir zu einem starken Team?

⚖️ Work Hard, Play Hard.

Starke GründerCEOs etablieren eine Unternehmenskultur, in der Menschlichkeit und Performance Hand in Hand gehen. Jedes Teammitglied ist sich seiner Verantwortung bewusst und trägt aktiv zum Erfolg bei. Spaß an der Arbeit wird dabei großgeschrieben, was gerade in herausfordernden Zeiten die notwendige Energie liefert, um das Unternehmen erfolgreich weiterzuentwickeln. Schwungrad statt Hamsterrad.

Ihre Frage in die Organisation: Haben wir nur viel Arbeit oder haben wir auch Spaß?

🧘🏻‍♂️ Der gemeinsame Nenner: Innere Ruhe und Klarheit.

Erfolgreiche Gründer sind bei sich selbst angekommen. Sie ruhen in sich selbst und haben eine große innere Klarheit. Sie wissen, was ihnen wichtig ist und haben eine klare Vision für ihr Unternehmen.

Sie müssen sich nicht mehr täglich beweisen. Das getriebene mehr, mehr, mehr der ersten Startup-Tage haben sie hinter sich gelassen. Diese Gelassenheit bringt sie auf Augenhöhe mit allen: Ihrem Team, ihren Executives, ihren Investoren und dem Board.

Erreicht haben sie diese innere Klarheit und Ruhe, weil sie sich immer wieder Zeit zur tiefen Reflektion nehmen.

Sie gehen gezielt raus aus ihrem hektischen Alltag. Die jährliche Denkwoche allein im Kloster oder irgendwo auf dem Land. Zwei bis dreimal im Jahr Offsites mit ihren Mitgründern – in denen sie ihre Zusammenarbeit und die Vision neu kalibrieren. Regelmäßige Arbeit mit Coaches zur Reflektion der eigenen Arbeit.

All das hilft ihnen, ihren eigenen Weg zu finden, sich innerlich freizumachen und damit die Ruhe und Klarheit zu gewinnen, mit der sie ihr Team sicher auch durch die heftigsten Stürme navigieren.

Und nun zu dir:

Was bedeutet es für dich, innere Ruhe und Klarheit zu erreichen?

Was tust du, um dahin zu kommen?

Wie lässt du dich auf dem Weg unterstützen?

7 Prinzipien starker Gründerteams

Gründerteams und Start-ups sind wie Eltern mit Kindern. Gemeinsam bringt ihr ein Unternehmen in die Welt. Ihr verwirklicht eure Lebensträume, schafft etwas, das euch idealerweise überlebt.

Und wie Familien funktioniert ihr als Team nur gut, wenn zwischen euch eine lebendige Verbundenheit herrscht, gegenseitige Wertschätzung und Vertrauen. Nur dann strahlt ihr die Einigkeit aus, die eurem Team Sicherheit gibt.

Leider leben sich viele Gründerteams im Alltagsstress mit der Zeit auseinander, irgendwann werden nur noch die Sachfragen geklärt. Wie in einer Ehe, die mit der Zeit erkaltet ist. Dann ist die “Gründer-Scheidung” nicht mehr fern.

Die Lösung: Baut gemeinsam ein Haus. Euer solides Beziehungshaus. Lernt euch umfassend kennen, geht aufeinander zu, stärkt euer Vertrauen. Und entwickelt damit die lebendige Verbundenheit, die euch und euer gemeinsames Unternehmen trägt.

In diesem Blogartikel stelle ich 7 Prinzipien vor, mit denen ihr eure lebendige Verbundenheit im Team pflegen könnt. (wie immer auch zum Anhören: Spotify  Apple  Podigee).

Von der Gründerscheidung zur Beziehungspflege

In den vergangenen Jahren wurde ich immer gebeten „Gründer-Scheidungen“ zu begleitet. Die Wertschätzung war verloren gegangen, der ständige Konflikt zermürbte alle.

Alle diese Scheidungen hatten das gleiche dysfunktionale Beziehungsmuster:

  • Die Gründer wussten, dass ihre Beziehung nicht mehr funktionierte
  • Sie arbeiteten nur noch nebeneinanderher. Der letzte persönliche Austausch war oft Monate her.
  • Jeder versuchte die Probleme allein zu lösen. Gerne auch mal die Probleme im Aufgabenfeld des Mitgründers. Massive Übergriffigkeit!
  • Alle fühlten sich alleingelassen. Unter dem Deckmantel der „Professionalität“ wurden alle Emotionen weggeblockt.

Mein Job in diesem Fall: Einen sicheren Raum schaffen, in dem die Trennung gesichtswahrend besprochen werden konnte. Zu retten war da nichts mehr. Wie frustrierend.

Nur der Mediator einer Scheidung zu sein, macht mich nicht glücklich.

Meine Frage: Wie entwickeln Gründerteams lebendige Beziehungen, die auch in schwierigen Zeiten tragfähig bleiben?

Fündig wurde ich beim amerikanischen Paartherapeuten John Gottman. Er hat Tausende von Paaren begleitet und die Dynamiken des Scheiterns von Beziehungen genau beschrieben.

Nicht zuletzt das dysfunktionale Beziehungsmuster, das ich bei den Gründerteams entdeckt hatte. Gottman nennt es: Die Totenglocke der Beziehung.

Als Paartherapeut blieb John Gottman nicht bei der Analyse stehen. Sondern entwickelte eine Methode zur Propylaxe. Das Ergebnis:

Das Haus der soliden Beziehungen

Das Haus der soliden Beziehungen besteht aus sieben Stockwerken 1️⃣ –  7️⃣  und zwei tragenden Wänden 🧱.  

Die tragenden Wände sind Vertrauen und Verpflichtung. Ohne sie bricht der Rest wie ein Kartenhaus zusammen.

Die Stockwerke bauen aufeinander auf. Ohne das Fundament tiefer gegenseitiger Kenntnis fällt es schwer, sich gegenseitige Wertschätzung zu zeigen. Konflikte lassen sich schwer managen, wenn es am gegenseitigen Wohlwollen fehlt. Und so weiter…

Haus Solider Beziehungen. In Anlehnung an John Gottman

🧱Vertrauen

Ohne Vertrauen geht nichts. Menschen, denen wir vertrauen, trauen wir mehr zu. Wir teilen gerne unsere Verantwortung mit ihnen. Die Zusammenarbeit fühlt sich richtig gut an. Offen, entspannt und zielorientiert. Gemeinsam bekommen wir richtig viel gerockt.

Ohne Vertrauen ist jede Interaktion anstrengend. Wir fühlen uns unsicher und meiden den direkten Austausch. Damit schwächen wir das Vertrauen immer weiter.

Reflektiert im Gründerteam immer wieder, wie gut euer Vertrauen ist. Dazu könnt ihr das Modell der 6 Säulen des Vertrauens nutzen, dass ich in diesem Blogartikel beschrieben habe.

🧱Verpflichtung

Wir sind uns verpflichtet, wenn wir willens sind, uns gegenseitig überall mit hinzunehmen. Die Verpflichtung übersetzt das Vertrauen in konkretes Handeln.

Das ist in schwierigen Beziehungen oft nicht der Fall. Erst letzthin sprach ich mit einem Gründer, der versuchte seinen Mitgründer aus den Investoren-Meetings rauszuhalten. Seine Begründung: „Mit seiner Art zu kommunizieren, macht der alles kaputt.“ Das fehlende Vertrauen manifestierte sich in der fehlenden Verpflichtung.

Stellt euch die Frage: Bin ich bereit, meine Mitgründer in jedes Investoren- oder Kundenmeeting mitzunehmen? Wie verhalte ich mich, wenn er oder sie dabei ist? So wie immer oder anders? Gibt es da etwas, was mich stört, oder wofür ich mich schäme? Wovor schütze ich mich / uns dann?

Und überlegt dann, was es braucht, damit ihr euch mit einem guten Gefühl überall mit hinnehmt. Egal wo ihr seid.

1️⃣ Tiefe gegenseitige Kenntnis

Das Fundament jeder guten Beziehung ist die tiefe gegenseitige Kenntnis.

Nehmt euch Zeit, euch richtig gut kennenzulernen. Ein guter Startpunkt dafür sind die „50 Questions to Explore with a Potential Co-Founder”, von Gloria Lin, Mitgründerin von  Siteline.

Lernt eure jeweilige Vergangenheit und familiäre Prägung verstehen, eure Stärken und Schwächen, gleicht eure Arbeitsweisen und persönlichen Träume miteinander ab.

„Stepping outside of your comfort zone. If you’re willing to be honest about who you really are, and open-minded about who your partner is, your relationship will grow stronger. Your understanding of each other will be deeper. Your life together will be happier.“

John Gottman

Persönlichkeitsprofile wie der Clifton Strength Finder und der 16 Personalities-Test helfen euch beim gegenseitigen Verständnis. Tipp: Zum 16-Personalities Test gibt es auch Beschreibungen, was die Beziehung jeweils unterschiedlicher Profile prägt (truity.com).

Idealerweise kennt ihr euch im Gründerkreis genauso gut wie eure jeweiligen Partner oder Partnerinnen.

2️⃣  Zuneigung und Wertschätzung teilen

Jeder Mensch braucht Bestätigung. Am meisten von seinem Partner. Das gilt auch in der Gründerbeziehung.

Sprecht regelmäßig aus, was ihr aneinander besonders schätzt. Das regelmäßige Teilen der gegenseitigen Wertschätzung ist ein probates Gegenmittel gegen einen der größten Beziehungszerstörer: Die Verachtung.

Fragt euch: Was schätze ich besonders an meinen Mitgründern? Wo ergänzen sie mich? Wofür bin ich dankbar? Wann habe ich ihnen das zum letzten Mal gesagt?

Und zeigt euch dann ganz bewusst und spezifisch eure Zuneigung und Wertschätzung:

„Ich bin so stolz darauf, wie du…“, „Mich beeindruckt, wie du…“, „Ich mag, wie du…“, „Ich bin dankbar, dass du…“

Spart nicht mit positivem Zuspruch. Das ist Balsam für die Seele gerade in stressigen Zeiten.

3️⃣ Gegenseitige Zuwendung

Wenn wir Aufmerksamkeit oder Beistand von unserem Gegenüber brauchen, machen wir ein Bid, ein Angebot zur Verbindung, wie Gottman es nennt.

Hier ein paar Beispiele für Bids unter Gründern:

  • Bitte um Aufmerksamkeit: “Kannst du mir kurz Feedback zu … geben?“
  • Bitte um Unterstützung: „Kannst du mir einen Rat geben…“
  • Wunsch nach Austausch: „Ich muss dir unbedingt erzählen…“
  • Unterstützung im Stress: “Mit ist das gerade alles zu viel, lass uns einen Weg finden…“

In starken Beziehungen erkennt das Gegenüber dieses Verbindungsangebot und reagiert positiv darauf. Damit wendet er sich seinem Gegenüber zu. Das stärkt die Beziehung und schafft einen sicheren Raum, in dem alle Parteien offen ihre Bedürfnisse artikulieren.

„How people reacted to their partner’s bids for connection was in fact the biggest predictor of happiness and relationship stability. These fleeting little moments, it turned out, spelled the difference between happiness and unhappiness, between lasting love and divorce.“

John Gottman

In schwierigen Beziehungen werden diese Angebote oft abgelehnt. Oder, noch schlimmer, gänzlich überhört. Das Signal: Ich wende mich von dir ab. Du bist mir nicht wichtig. Das verunsichert und führt dazu, dass sich die bittende Person immer weiter zurückzieht.

Der hektische Gründeralltag bietet den idealen Nährboden für verpasste Bids. Das Tempo ist groß, jeder hat unglaublich viel zu tun. Alle sind im Stress-Tunnel. Da noch die feinen Signale der anderen zu hören – echt schwierig. Zudem haben viele Gründer das Bedürfnis, stark und perfekt zu sein, und bitten nur sehr „leise“ für sich.

Missverständnisse sind so vorprogrammiert. Ihr fühlt euch nicht gesehen und gehört. Das frustriert und unterminiert das gegenseitige Vertrauen.

Die Lösung: Beobachtet, wie jeder von euch seine „Bids“ formuliert. Überlegt gemeinsam, wie ihr sicherstellt, dass sie von eurem Gegenüber verstanden werden. Und haltet den Anteil abgelehnter Bids möglichst gering.

4️⃣ Wohlwollen

Gelingende Beziehungen leben vom gegenseitigen Wohlwollen. „Ich bin ok, Du bist ok“ ist die Grundhaltung gesunder Beziehungen. Ihr betrachtet euch als ein starkes Team, in dem jeder sein Bestes gibt.

In schwierigen Beziehungen fehlt das Wohlwollen. Wenn etwas schief geht, wird dem Gegenüber nachlässiges oder sogar böswilliges Verhalten unterstellt.

Da hat der eine Gründer in der Hektik der Funding-Runde vergessen, wichtige Information weiterzuleiten. Und schon wird gemutmaßt: „Der will mich hier ausbooten.“ Das Tech Team kämpft mit Problemen und der Sales-Gründer unterstellt fehlendes Committment zur gemeinsamen Sache. „Denen ist doch völlig egal, was unsere Kunden brauchen.“

Das gegenseitige Wohlwollen könnt ihr erhalten, in dem ihr eure schwierigen Gefühle offen aussprecht und euch damit die Chance gebt, sie aufzuklären.

5️⃣ Konfliktmanagement

Konflikte lassen sich nicht vermeiden. Erst recht nicht beim Aufbau von Unternehmen. Euer Job: Werdet Meister in der konstruktiven Konfliktlösung.

Der erste Schritt dazu ist die Anerkennung des gegenseitigen Einflusses. Konflikte lassen sich nur dann lösen, wenn euch klar ist: Es gibt nicht nur den einen Weg. Jede Konfliktpartei trägt mit wertvollen Beiträgen gleichberechtigt zur Lösung bei.

In schwerwiegenden Gründerkonflikten ist die Annahme des gegenseitigen Einflusses verloren gegangen. Der Beitrag des Gegenübers wird kleingeredet. Nur einer hat Recht. Ich habe mir schon unglaubliche Tiraden über die fehlende Kompetenz der Mitgründer angehört. Ein klares Zeichen, dass es hier nicht viel weiter geht.

Hilfreich ist die Unterscheidung zwischen lösbaren und dauerhaften Konflikten.

Lösbare Konflikte sind meist situativ. Es geht um Sachfragen, nicht um eure grundsätzliche Haltung. Unter Austausch der jeweiligen Wahrnehmungen und Informationen lassen sich diese Konflikte zügig lösen.

Dauerhafte Probleme basieren auf Unterschieden in der Persönlichkeit oder den Lebensbedürfnissen. Ein Gründer hat eine junge Familie, der er auch Zeit widmen will, während ein anderer Gründer noch völlig offen in seiner Zeitgestaltung ist. Ein Gründer ist ein ausgeprägter Perfektionist, während es dem anderen nicht schnell genug gehen kann.

Dauerhafte Probleme haben per se keine finale Lösung. Hier ist euer Wohlwollen gefragt. Etabliert zu diesen Konflikten mit einem offenen Diskurs und findet immer wieder situative Teillösungen. Gelingt das nicht, rutscht ihr in eine gegenseitige Blockade, die mittelfristig eure Beziehung zerstört.

6️⃣ Lebensträume realisieren

In einer starken Gründerbeziehung verfolgt ihr gemeinsame Ziele, die auf eure individuellen Lebensträume einzahlen.

Schwierig wird es, wenn die Lebensträume und damit die Ziele stark voneinander abweichen. Ein Gründer träumt von der finanziellen Freiheit. Sein Ziel: Mit Hilfe von VCs schnell groß werden und dann verkaufen. Die Mitgründerin sieht sich als Gründerin einer Familiendynastie. Ihr Ziel: nachhaltiges Wachstum, keine Abhängigkeit von Investoren.

Ein solch massiver Zielkonflikt hat das Potenzial zur Blockade der Beziehung. Nicht ohne Grund ist der Austausch über die Lebensziele ein wesentlicher Fragenblock in den 50 Fragen an potenzielle Co-Founder.

Sprecht regelmäßig über eure persönlichen Ziele und Lebensträume. Gebt euch Updates, wenn sich etwas ändert und entwickelt eure gemeinsame Vision immer weiter.

7️⃣ Gemeinsame Kultur schaffen

Das letzte Stockwerk des Hauses solider Beziehungen ist die Schaffung einer gemeinsamen (Beziehungs-)Kultur.

Etabliert als Gründerteam gemeinsame Rituale der Verbundenheit. Die „Gründer Date Night“ in der ihr auch mal über persönliches sprecht. Eine besondere Art, eure Erfolge zu feiern und Misserfolge zu reflektieren. Der persönliche Check-in am Anfang jedes Gründermeetings. All diese Rituale festigen eure Beziehung und geben ihr einen besonderen Stellenwert. Je stärker eure Rituale, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass ihr sie auch in Krisenzeiten lebt und sie euch dann stärken. Und überlegt dann, wie ihr das Gesamtteam in diese Rituale mit einbezieht: Die gemeinsame Weihnachtsrede vor dem Team, die Glocke für die Vertriebserfolge, gemeinsame Frühstücke, in denen ihr die Verdienste des Teams feiert. Denn im Business ist es wie in der Familie: Das Team übernimmt die Beziehungsdynamiken, die das Gründerteam vorlebt.

„Tiny little doses, every day, is what it takes to make a healthy relationship. Why? Because that’s exactly what a relationship is – not one big thing, but a million tiny things, every day, for a lifetime.”

John Gottman

Gut Gründerbeziehungen entstehen nicht auf den wenigen Offsites. Integriert die Prinzipien des Hauses solider Beziehungen in euren Alltag. Dann schafft ihre die lebendige Verbundenheit, die euer ganzes Team trägt.

Key Take Aways

Das Haus der soliden Beziehungen zeigt wie ihr lebendiger Gründerbeziehungen gestalten könnt. Es besteht aus 7️⃣ Stockwerken und zwei tragenden Wänden 🧱. Ohne die tragenden Wände bricht der Rest wie ein Kartenhaus zusammen. Die Stockwerke 1 bis 7 bauen aufeinander auf.

🧱 Vertrauen. Ohne Vertrauen geht nichts. Arbeitet als Gründerteam systematisch am gegenseitigen Vertrauen

🧱Verpflichtung. Wir sind uns verpflichtet, wenn wir willens sind, uns gegenseitig überall mit hinzunehmen. Die Verpflichtung übersetzt das Vertrauen in konkretes Handeln.

1️⃣ Tiefe gegenseitige Kenntnis ist das Fundament jeder guten Beziehung. Idealerweise kennt ihr euch im Gründerkreis genauso gut, wie eure jeweiligen Partner.

2️⃣ Zuneigung & Wertschätzung teilen. Zeigt euch bewusst eure Zuneigung und Wertschätzung. Das ist Balsam für die Seele gerade in stressigen Zeiten.

3️⃣ Gegenseitige Zuwendung. Hört genau hin, wen jemand aus eurer Runde ein Verbindungsangebot macht, und wendet euch eurem Gegenüber zu.

4️⃣ Wohlwollen. „Ich bin ok, Du bist ok“ ist die Grundhaltung gesunder Beziehungen. Betrachtet euch als ein starkes Team, in dem jeder sein Bestes gibt.

5️⃣ Konfliktmanagement. Konflikte lassen sich lösen, wenn euch klar ist: Es gibt nicht nur den einen Weg. Jede Konfliktpartei trägt mit wertvollen Beträgen gleichberechtigt zur Lösung bei.

6️⃣ Lebensträume realisieren. Verfolgt gemeinsame Ziele, die auf eure individuellen Lebensträume einzahlen.

7️⃣ Gemeinsame Kultur schaffen. Eure Rituale der Verbundenheit prägen eure Kultur. Je stärker die Rituale, desto besser helfen sie euch durch Krisenzeiten.

Integriert den Bau und die Pflege eures „Beziehungs-Hauses“ in euren Alltag und schafft damit eine starke Kultur der lebendigen Verbundenheit.

Und jetzt zu dir

  • Wie bewusst pflegt aktuell eure Beziehungen im Gründerteam?
  • Wie gut ist euer Gründerteam auf den verschiedenen Stockwerken des Beziehungshauses unterwegs?
  • Wo sind die größten Defizite? Was könnt ihr dagegen unternehmen?

Weiterführende Artikel

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Re/Preview your Year

Das Jahresende nähert sich in großen Schritten. Ich liebe diese Zeit. Jeden Tag wird es weihnachtlicher. Es ist eine Zeit, in der wir das Jahr Revue passieren lassen. Und eine Zeit der Vorausschau.

Bei mir steht der Jahresrückblick in der kommenden Woche an. Und ich freue mich schon riesig auf diese Session mit mir selbst. Ich mache mir eine große Kanne Tee, mache chillige Musik an und nehme mir dann einen riesigen Stapel Post its.

Und los geht es. In fünf Schritten gehe ich durch mein Jahr. Würdige, was ich gemacht und gelernt habe. Ich verabschiede mich von Gewohnheiten und Verhaltensweisen, die mir nicht mehr helfen, sammle neue Energie und beame mich dann ein ganzes Jahr voraus. Zu dem Leader, der ich Ende 2024 sein will.

Wie ich das genau mache, ist das Thema dieses Blogartikels. Podigee).

Wie immer auch als Leadership Snack zum Anhören: Spotify  Apple Podcast  Podigee

Die Zutaten

Die Zutaten für den Jahresrückblick sind denkbar einfach:

  • Ein halber, ungestörter Tag.
  • 4-5 große Flip Chart Blätter – oder eine große weisse Wand.
  • Mehrere Stapel Post its in unterschiedlichen Farben.

Natürlich kannst du auch alles in einem Journal aufschreiben. Aber die Post its haben den Vorteil, dass ich die Antworten immer wieder neu gruppieren kann und mir so die Muster hinter meinen Erfahrungen verdeutlichen kann. Außerdem entsteht so eine große Galerie der Erinnerungen und Entwicklungen, auf die ich am Ende der Session gerne schaue.

Hier ein Bild meiner Session Ende 2021. Damals war ich im Kranzbach bei Garmisch und habe die Session auf den Fenstern meines Zimmers mit Blick in die Berge gemacht.

Pro Fragenbereich rechne ich grob mit einer halben Stunde. Du kannst diese Reflexion in einem Rutsch machen oder sie dir Frage für Frage vornehmen und über mehrere Tage verteilen.

Besonders intensiv wird die Reflexion, wenn du sie zusammen mit ein bis zwei Peers machst. Nehmt euch jeweils 5-10 Minuten für eine erste individuelle Reflexion und teilt eure Überlegungen dann in einer 20- bis 30-minütigen Session. Eure Verabredung: Ihr dürft wertschätzend spiegeln, was ihr jeweils voneinander hört – aber keine Ratschläge geben.

Ok, genug der Vorrede. Starten wir mit der ersten Frage:

Was ist in diesem Jahr passiert? Was war mir wichtig?

Ich schreibe alle Stationen des Jahres runter, die mir wichtig waren. Und mache diese Übung in drei Runden.

  • Ich starte ungestützt: Was fällt mir ad hoc zu diesem Jahr ein? Welche Meilensteine sind „on top of my mind“?
  • Dann nehme ich mir meinen Kalender vor: Was fällt mir noch auf?
  • Schließlich gehe ich meine persönlichen Wochen- und Quartalsreviews durch.

Erstaunlich was da alles zusammenkommt. 

Natürlich gibt es die großen Meilensteine. Aber auch viele kleine Begebenheiten, die erst aus dem Rückblick ihre Wirkung entfalten. Eine lose Begegnung, aus der ein inspirierender Austausch wurde. Ein Feedback, das in neuen Produktideen resultierte. „Alltagsroutinen“, die es in sich hatten. Coachings, aus denen neue Impulse kamen. Menschen, die sich unglaublich entwickelt haben.

Oder aber auch große Aufreger, die am Ende völlig unwichtig waren.

Das beste dieser bewussten Reise durch das Jahr: Das Jahr nicht einfach vorübergehen zu lassen. Sondern es zu würdigen, Monat für Monat, Woche für Woche. Und damit in die perfekte Stimmung für die tieferen Fragen des Rückblicks zu kommen.

Was für ein Leader bin ich in diesem Jahr geworden?

Jede Leadership-Entwicklung, aber vor allem der Weg vom Gründer zum CEO, ist eine unglaubliche Lernreise. Wenn wir unser Team und Business skalieren, erfinden wir uns immer wieder neu.

Aber zu oft nehmen wir unsere eigene Entwicklung als gegeben an. Unser Blick gilt eher unseren Defiziten als dem Erreichten. Das macht uns zu Getriebenen unserer eigenen Entwicklung.

Daher folgt auf die Würdigung der Erlebnisse des Jahres ein wertschätzender Blick auf meine Lernreise.

  • Wo stand ich am Anfang des Jahres? Was war mir wichtig? Womit habe ich gehadert? Was für einen Leader haben mein Team und meine Klienten erlebt?
  • Welche Fortschritte habe ich auf dem Weg gemacht? Wo stehe ich heute? Wo bin ich besser darin geworden, Menschen in die ultimative Verantwortung zu bringen?
  • Wer und was hat mir auf dieser Lernreise geholfen? Bei wem will ich mich bedanken?

Diese Reise nachzuvollziehen, meine Selbstwirksamkeit und vor allem meine wachsende Führungswirksamkeit bewusst zu erspüren – das ist nicht nur im Rückblick anregend, sondern gibt mir auch einen unglaublichen Energieschub für das neue Jahr.

Wovon verabschiede ich mich? Was macht dieser Abschied möglich?

Veränderung und Lernen bedeutet immer auch Loslassen. Dieses Loslassen ist ein notwendiger Teil unserer persönlichen Entwicklung.

Herrmann Hesse fasst das in seinem Gedicht „Stufen“ in wunderbare Worte:

„Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“

Hermann Hesse

Im dritten Teil des Jahresrückblicks verabschiede ich mich daher explizit von den Dingen, die in diesem Jahr zu Ende gegangen sind:

  • Welche Sicht- und Verhaltensweisen habe ich in diesem Jahr abgelegt? 
  • Von welchen limitierenden Glaubenssätzen konnte ich mich befreien?
  • Welche Neuanfänge haben diese Abschiede ermöglicht?

Der explizite Abschied macht meine Lernerfahrung komplett. Ich nehme freundlich Abschied von den Teilen meines Ichs, die mich hierher gebracht haben, mich aber heute blockieren.

Der größte Abschied auf dem Weg vom Macher zum Leader, der Abschied von der reinen Selbstwirksamkeit.

In der Vergangenheit hat es dich besonders erfolgreich gemacht, wenn du mittendrin warst und selbst angepackt hast. Wie toll war es, Deals selbst zu closen, ein besonders kniffliges Feature zu entwickeln. Flowgefühl pur.

Um zum Leader zu werden, musst du dich von Teilen dieser direkten Wirksamkeit verabschieden. Sonst zieht es dich immer wieder in die Abgründe des Mikromanagements zurück. Dann bleibst du Bottleneck und Feuerlöscher.

Überlege dir: Von welchen Aufgaben verabschiede ich mich im kommenden Jahr? Wen kann ich dafür aufbauen? Wer unterstützt mich auf diesem Weg?

Und überlege dir, was diese „Abschiede“ künftig ermöglichen: Wir schaffen starke Teams, bringen andere Menschen zum Wachsen, erreichen mit unseren Firmen nachhaltigen Impact.

Mit dem Loslassen machst du diese Entwicklung für dich explizit. Sie wird zum Teil deiner neuen Identität, der Identität eines Leaders.

Was erdet und belebt mich in Zeiten des Umbruchs? Was bringt mir Freude und Energie?

Wandel kostet Kraft. Auch der Wandel von Macher zum Leader. Wenn wir auf „Battery low“ sind, fehlt uns die Power, die alten Gleise der Gewohnheit zu verlassen und Neues zu beginnen.

Aktuell vergeht kein Gespräch, in dem meine Gesprächspartner und ich uns nicht gegenseitig beteuern, wie sehr wir uns auf die ruhige Zeit zwischen den Jahren freuen. Zeit, um endlich wieder Kraft zu sammeln.

Wenn wir im neuen Jahr nachhaltig erfolgreich sein wollen, genügt es aber nicht, mal ein paar Tage lang Kraft zu schöpfen. Nachhaltig erfolgreich werden wir nur, wenn wir ein aktives Energiemanagement betreiben. Wenn wir unsere Energiebooster kennen und sie in unseren Alltag einbauen. Wenn wir unsere Energielecks identifizieren und sie soweit wie möglich schließen.

Deshalb reflektiere ich im vierten Teil des Rückblicks Situationen, Tätigkeiten und Menschen, die mir aktuell Energie geben und mich begeistern, und solche, die mir Energie rauben und mich auslaugen.

Ich überlege dann, wie ich mein Leben so anpassen kann, dass ich möglichst große Teile meiner Zeit mit Energieboostern verbringe und Energielecks schließe:

  • Wie kann ich meinen Tagesablauf anpassen, wie meine Aufgabenfelder?
  • Wie schaffe ich Raum für die fünf wichtigsten Energiebooster: Schlaf, soziale Kontakte, Entspannung, Bewegung und gute Ernährung?
  • Und wie kann ich das größte Energieleck stopfen: Meine inneren und äußeren Konflikte?

Mit diesen Überlegungen mache ich mich bereit für den letzten Schritt meiner Reise.

Wer möchte ich Ende des nächsten Jahres sein? Was ist der erste Schritt in diese Richtung?

Ich überfliege das ganze nächste Jahr. Lande in einem Jahr von hier.

Mit all dem, was ich in den ersten vier Reflexionen über mich gelernt habe:

  • Wer möchte ich in einem Jahr sein?
  • Was möchte ich erreicht haben?
  • Wie sieht mein Leben dann aus? Bin ich meinem Traum näher gekommen?

Male dir ein lebendiges Bild dieser Zukunft. Je bunter und detaillierter, desto größer die Chance, dass du dieses Ziel erreichst.

Erst kürzlich habe ich mein Zukunftsbild aus dem vergangenen Jahr nachgelesen. Fantastisch, wie viel davon ich wirklich umsetzen konnte.

Möglich war das aber nur, weil ich nicht nur ein plastisches Zielbild vor Augen hatte, sondern mir ganz konkret überlegt hatte, welche Schritte mich in die richtige Richtung bringen würden. Und diese Schritte bin ich dann gegangen. Woche für Woche, Quartal für Quartal.

Geschafft!

Wenn ich all das geschafft habe, stoße ich auf mich an. 🥂
Auf das alte und das neue Jahr. ⏰ Auf mein altes und mein neues Leadership-Ich. 🧭

Für deine Reise durch das letzte und in das neue Jahr wünsche ich dir alles Gute. Und gebe dir zum Abschluss mein Lieblingsgedicht von R.M. Rilke mit auf den Weg.

Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen

Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.

Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang.

R.M. Rilke

Key Take Aways

Jahresende, Zeit für einen wertschätzenden Rückblick auf alles, was in diesem Jahr passiert ist – und einen ersten Ausblick auf das neue Jahr.

Nimm dir dafür 2-3 Stunden Zeit. Und gehe diese 5 Fragenblöcke durch.

Was ist in diesem Jahr passiert? Was war mir wichtig?

Schreibe alle Stationen des Jahres runter, die dir wichtig waren. Starte ungestützt, mit dem was „on top of your mind“ ist, gehe dann durch deinen Kalender und durch deine Wochen- und Quartalsreviews. Reflektiere deine Emotionen, Tops und Flops der letzten 12 Monate. Erstaunlich, was da alles zusammenkommt. 

Was für ein Leader bin ich dieses Jahr geworden?

Jede Leadership-Entwicklung ist eine unglaubliche Lernreise. Mit jedem Jahr kommen wir dem Leader, der wir sein wollen, ein Stück näher. Was hast du dieses Jahr erreicht? Wer hat dich dabei besonders unterstützt? Wem möchtest du danken?

Wovon verabschiede ich mich? Was macht das möglich?

Veränderung und Lernen bedeutet immer auch Loslassen. Verabschiede dich im dritten Teil des Jahresrückblicks freundlich von den Teilen deines Ichs, das dich hierhergebracht hat, das dir aber künftig im Wege steht. Und überlege dir, was möglich wird, wenn du diese Abschiede vollziehst.

Was belebt mich in Zeiten des Umbruchs? Was bringt Freude und Energie?

Wandel kostet Kraft. Wenn wir auf „Battery low“ sind, fehlt uns die Power, die alten Gleise der Gewohnheit zu verlassen und Neues zu beginnen. Was gibt dir aktuell Energie und begeistert sich? Was nimmt dir Energie, laugt dich aus. Überlege, wie du das im neuen Jahr berücksichtigst.

Wer möchte ich Ende des nächsten Jahres sein? Was ist der erste Schritt dafür?

Mache dann einen großen Sprung in die Zukunft. Was für ein Leader möchtest du in einem Jahr sein? Wie sieht dein Leben dann aus? Wie deine Interaktion mit dem Team? Male ein lebendiges Bild deiner Zukunft. Je bunter und detaillierter, desto wahrscheinlicher erreichst du es. Und definiere deinen ersten Schritt in diese Richtung.

Und wenn du all das geschafft hast: Stosse auf dein altes und dein neues Leadership-Ich an. Du hast es dir verdient.

Weiterführende Artikel

Erlebe deine Führungs-Wirksamkeit: Du willst was bewirken. Die Welt bewegen. Spuren hinterlassen. Das geht am besten, wenn du deine Führungswirksamkeit entwickelst.

Vom Gründer zum CEO: Deine innere Transformation: Der Übergang vom Gründer zum CEO ist eine tiefgreifende, innere Transformation. Mit diesen 3 Schritten schaffst du ihn erfolgreich.

Baue dein eigenes Leadership Programm: Den Spruch „Alles ist trainierbar“ finde ich unglaublich ermutigend. Denn wie oft nehmen wir uns vor, etwas zu lernen, um dann doch auf halbem Wege frustriert stehen zu bleiben.

10 Maßnahmen gegen den Funding-Stress

Diesen Post gibt es auch als Podcast zum Anhören: Spotify Apple Podigee

Startups aufzubauen ist bereits zu normalen Zeiten unglaublich anstrengend. Die Hölle aber ist es, wenn mal wieder eine Funding-Runde ansteht. Gerade im aktuell engen Markt.

Die Suche nach neuer Finanzierung ist die heftigste emotionale Achterbahnfahrt, die du dir als Gründer:in vorstellen kannst. 🎢

Der Druck, Investoren zu finden und euren Traum am Leben zu erhalten, ist gigantisch. Es geht um deine Zukunft und die Existenzgrundlage deines Teams.

Dieser Druck bringt viele Gründer an den Rand des Wahnsinns. Sie müssen gegenüber den Investoren brillieren, dem Team Sicherheit vermitteln und erleben gleichzeitig eine Zeit der maximalen Verletzlichkeit. 🫣

Das Schlimmste: Kaum einer redet offen darüber. Ich habe lange gegoogelt und nur wenige Artikel gefunden, die dieses Thema adressieren.

Und doch bist du dem Ganzen nicht hilflos ausgeliefert. Lies in diesem Artikel, welche 10 Maßnahmen dich sicher und mental gesund durch die Funding-Runde bringen. Lass dich inspirieren und gehe mutig den nächsten Schritt. Vom Gründer zum CEO.

Funding – Am Rande des Wahnsinns

Gerade in der Seed Phase und der Series A ist das Funding ein Full Time Job neben deinem Full-Time-Job. Anstrengend genug. Und das ist nur der zeitliche Stressfaktor. Viel schlimmer ist die Vielzahl widersprüchlicher Gefühle und Gedanken, mit denen du in dieser Phase klarkommen musst:

  • Angst vor dem Scheitern. Die Angst vor dem Versagen kann lähmend sein. Die Verantwortung für das Team und die Zukunft eurer Company liegen schwer auf deinen Schultern. Du willst keinen enttäuschen, allen voran dich selbst nicht.
  • Kontrollverlust. Egal wie gut ihr vorbereitet seid: Was welcher Investor wann macht – all das liegt außerhalb eurer Kontrolle. Kaum etwas stresst mehr, als keine Kontrolle zu haben.
  • Emotionale Widerstandsfähigkeit. Du musst jetzt unglaublich resilient sein, Ablehnung, Rückschläge und Unsicherheit bewältigen und gleichzeitig deiner Vision treu bleiben.
  • Ständiges Anzweifeln. Indem sie euch hinterfragen, machen die Investoren nur ihren Job. Und geben euch damit das Gefühl, dass ihr nie gut genug seid. Das immer, immer mehr von euch verlangt wird.
  • Druck zur Leistung: Du stehst unter einem enormen Druck, bei den Investorengesprächen zu überzeugen. Ein Moment des Alles-oder-Nichts. Mit höchstem Einsatz.

Das Ergebnis: Schlaflose Nächte, nie enden wollendes Gedankenkarussell, tiefe Versagensängste, totale Erschöpfung, tiefe Gefühle der Einsamkeit. 😨

Aber all das muss im Verborgenen bleiben.

Denn gleichzeitig heißt es jetzt hellwach sein, Stärke und Überzeugung zeigen, Tag und Nacht Rede und Antwort stehen. 💪

Diese Achterbahn🎢 der Gefühle ist fast unmenschlich und bringt viele Gründer bis knapp an den Burnout.

“Most founders initially roll their eyes when we tell them that No. 1, the absolute minimum time needed to fundraise is 24 hours per week for three months, and No. 2, they will need to absorb at least 50 nos.”

Jonathan Greechan, Founder Institute

10-Punkte-Programm gegen den Funding-Stress

Aber was kannst du tun, um diese Phase unbeschadet zu überstehen?

Diese 10 Punkte helfen dir auf dem Weg durch die Funding-Hölle. Trigger Warnung: Einiges wird dir erstmal absurd vorkommen, so wie der erste Tipp: 

#1: Annehmen, was ist 🧘‍♀️

Die Kölner würden sagen: Et es wie et es. Gefühle und Erfahrungen, die wir akzeptieren, empfinden wir als weniger schlimm. „Normalisierung“ heißt das in der Psychologie. Ja, es ist normal, in einer Stressphase schlecht zu schlafen. Ja es, ist normal, dass wir dann kaum einen klaren Gedanken fassen können. Nimm es an, statt dir vorzuwerfen, dass du die Kontrolle verloren hast. Was du annimmst, wird kleiner und weniger bedrohlich.

#2: Lass es dir gut gehen 🌴

Das Funding ist ein Marathon, kein Sprint. 3-5 Monate lang wirst du immer wieder extreme Zeiten erleben. Priorisiere in dieser Zeit deine Selbstfürsorge: Viel Sport, ausgewogene Ernährung, wenig Alkohol, lass dich massieren oder entspann dich in der Sauna. Und mach von allem mindestens doppelt so viel, wie in normalen Zeiten. Etabliere deine Entspannungsroutinen bereits lange vor dem Funding. Denn unter Stress fallen wir auf unsere tiefen Gewohnheiten zurück – aber nur, wenn wir welche haben.

#3: Bleib in deinem Kontrollbereich 🎯

Schafft ein gutes Unternehmen, habt gute KPI, erarbeitet ein starkes Pitchdeck, baut ein breites Netzwerk an guten VC-Kontakten auf. Diese Grundlagen des Fundings liegen in deiner Hand. Und darauf solltest du dich konzentrieren. Das, was die Investoren damit machen, ist außerhalb deiner Kontrolle. Arbeite dich nicht daran ab. Denn „et kütt, wie et kütt.

#4: Totaler Fokus 🔍

Arbeite in der heißen Phase außer am Funding an nichts Wesentlichem. Dafür hast du deine Co-Founder und dein Team. Nutze die Pausen nicht, um noch ein paar Vertriebstermine einzuschieben, sondern zur Regeneration. Arbeite nicht nachts noch den operativen Kram ab, sondern erhole dich und gehe früh ins Bett.

#5: Erfahrene, mitfühlende Begleiter 🤝 

Du bist nicht der Erste, der durchs Funding muss. Mit erfahrenen Begleitern an deiner Seite ist der Weg nicht mehr einsam. Such dir einen Coach oder Mentor, der die Prozesse kennt und dir sagen kann, was normal oder abwegig ist. Und einen, der oder die dich auch einfach mal fest in den Arm nimmt und an deiner Seite steht. 

#6: Arbeitet im Team 👥

Teile deine Last mit deinen Co-Foundern und dem Team. Kommuniziere offen, wo ihr steht und was das Team jetzt tun kann, um dich bestmöglich zu unterstützen. Misstraue deinen schwarzen Gedanken, die dir jetzt suggerieren, dass du das allein schaffen musst. Dein Team kann viel mehr als du jetzt denkst.

#7: Schafft einen War-Room ⚔️

Gebt dem Funding ein klares Zuhause. Schafft einen War Room, in dem alles passiert, was mit dem Prozess zu tun hat. Damit stellst du sicher, dass das Funding nicht dein ganzes Leben übernimmt.

#8: Worst Case Szenario ⬇️

Zum War Room gehört auch das Worst Case Szenario. Was ist das Schlimmste, das passieren kann? Geht diese Frage ernsthaft durch. Denn oft ist die maximale Fallhöhe weniger existenziell als vermutet. Und kombiniert es mit einem „Premortem“: Angenommen das Funding ist total schief gegangen: Was ist passiert? Wovor sollten wir am meisten Angst haben? Was ist am wahrscheinlichsten? Wogegen können wir was machen? Was hat die größten negativen Auswirkungen?  Findet dann Lösungsansätze für all die Themen, die in eurer Hand liegen.

#9: Starte früh und bleib flexibel 🕠  

Funding-Runden lassen sich nur schwer planen. Je größer dein Spielraum, desto gelassener bleibst du. Mach dir klar, was dein eigentliches Ziel ist. Was für eine Company willst du schaffen? Was willst du wirklich erreichen? Und überlege dir dann, was valide Alternativen zur Funding Runde sind. Denn: Viele Wege führen nach Rom.

#10: Erfolge feiern, egal wie klein 🎉

Konzentriere dich nicht nur auf den großen Abschluss. Feiere jeden noch so kleinen Meilenstein. Die ersten Pitch Decks sind raus, die ersten Termsheets, die Due Diligence startet …. Spürt jeden Schritt auf dem Weg zum Ziel.

Der Weg zum Funding ist eine emotionale Achterbahn – aber wie auch bei der Achterbahn: Mit jeder Fahrt wird sie weniger aufregend. Bis du irgendwann der echte Fundingprofi bist. Halte durch – es lohnt sich. 🚀💪🌟

Key Take Aways

Ein Startup groß zu bekommen, ist super anstrengend. Aber die wahre Hölle sind die Funding-Runden. Denn alles, was ihr geschaffen habt, steht jetzt auf dem Spiel.

Dein persönliches 10-Punkte-Programm hilft dir, den inneren Druck zu reduzieren und einen klaren Kopf zu behalten.

🧘‍♀️Annehmen, was ist. Funding-Stress ist normal – bestraf dich nicht dafür.

🌴 Lass es dir gut gehen. Nimm dir zweimal so viel Zeit für den Ausgleich, wie sonst.

🎯 Bleib in deinem Kontrollbereich. Arbeite dich nicht an Dingen ab, die außerhalb deiner Kontrolle stehen.

🔍 Totaler Fokus. Für dich ist jetzt nur das Funding dran. Und Erholung. Sonst nichts.

🤝 Erfahrene, mitfühlende Begleiter. Geh den Weg mit jemanden, der ihn bereits kennt und der weiss, wie es dir geht.

👥 Arbeitet im Team. Teile deine Last mit deinen Co-Foundern und dem Team.

⚔️ Schafft einen War Room. Weise dem Funding einen festen Raum zu. Lass es nicht dein ganzes Leben bestimmen.

⬇️ Worst Case Szenario. Die maximale Fallhöhe ist oft weniger existenziell als vermutet.

🕠 Startet früh und bleibt flexibel. Je größer dein Spielraum, desto gelassener bist du.

🎉 Erfolge feiern, egal wie klein. Spürt jeden Schritt auf dem Weg zum Ziel.

Ja, der Weg zum Funding ist eine emotionale Achterbahn – aber wie auch bei der Achterbahn: Mit jeder Fahrt wird sie weniger aufregend.

Und nun zu dir

Bereite dich frühzeitig auf die nächste Funding-Runde vor:

  • Wer sind die VCs, die für euch besonders interessant sind? Wie kommt ihr frühzeitig in Kontakt?
  • Welchen Vorlauf brauchst du, damit du das Gefühl hast sicher zu sein?
  • Welche Entspannungsroutinen kannst du bereits jetzt einüben?
  • Was ist dein Kontrollbereich? Was ist ausserhalb?
  • Was ist euer Worst Case Szenario?

Viel Spaß bei der Umsetzung!

Gemeinsam statt einsam führen

An der Spitze ist es einsam.

Der einsame Held an der Spitze – so fühlen sich viele Leader. 

Laut HBR erlebt die Hälfte der CEOs in ihrer Karriere Gefühle der Einsamkeit. 61 Prozent von ihnen glauben, dass dieses Gefühl ihre Leistung beeinträchtigt.

Doch das muss nicht so sein.

Denn echte Helden sind nicht einsam. 

Echte Helden schaffen sich ein starkes persönliches Support Team. 

Sie haben ein starkes Gründer- oder Leadership Team, tauschen sich regelmäßig mit Gleichgesinnten aus, haben vertraute Mitarbeiter und Coaches und Mentoren.

Menschen, die sie tatkräftig und emotional unterstützen.

Wie dein perfektes Support Team aussieht und wie du es gezielt aufbauen kannst, ist das Thema dieses Blogartikels. Und wie immer auch als Podcast Aufnahme: Spotify Apple Podcast Podigee

Deine Heldenreise

Du hast eine große Mission: Du willst ein großartiges Unternehmen schaffen, eine bessere Zukunft mit gestalten. 

Ein großes Abenteuer: Du wirst immer wieder Neuland betreten und eigene Grenzen überschreiten. Höhen und Tiefen erleben. Erfolge und Scheitern.

Da geht es dir wie allen Helden in den großen Epen. Gleich, ob Frodo im „Herr der Ringe“ oder Harry Potter. 

Der Held der Geschichte ist ein ganz normaler Sterblicher. Mal mutig, mal verzagt und auch mal müde von der großen Last. Und deshalb unternimmt keiner dieser Helden seine Abenteuer allein. 

Alle werden erfolgreich, weil sie ein starkes Unterstützerteam um sich scharen:

  • Einen Kreis von Gefährten, die ihnen helfen, die vielen Kämpfe zu gewinnen. Mal an ihrer Seite, oft aber auch unabhängig von ihnen.
  • Einen treuen Begleiter, der jederzeit zu ihnen steht und sie direkt unterstützt.
  • Einen Meister, der ihnen als Mentor und Coach hilft, ihre Lage zu reflektieren und die richtigen Entscheidungen zu treffen. 

Sie teilen die große Vision und Mission der Helden. Und sie ergänzen sich durch ihre unterschiedlichen Talente und Perspektiven. Und vor allem stellen sie sicher, dass du dich nie alleine fühlst.

Success is empty if you arrive at the finish line alone. The best reward is to get there surrounded by winners.

Howard Schultz, CEO Starbucks

Wie sieht dein persönliches Support-Team aus? Wer begleitet und ergänzt dich? Lass uns das am Beispiel vom „Herr der Ringe“ anschauen.

Die Gefährten: Das Gründer- und Leadership Team

Der Kern deines Support-Netzwerks ist dein Gründer- und später euer Führungsteam. 

Bei „Herr der Ringe“ sind das die Gefährten, Vertreter der verschiedenen Völker. Sie unterstützen Frodo bei der Erfüllung seiner Mission. Anfangs direkt, zunehmend auf ihren eigenen Wegen. Sie führen die Kriege an, die sich rund um die Mission ergeben und halten Frodo den Rücken frei. 

Genauso ist es bei eurem Gründer- und Leadership Team: Ihr schlagt gemeinsame Schlachten, aber jeder hat auch einen eigenen Verantwortungsbereich. Je tiefer ihr euch vertraut, desto erfolgreicher werdet ihr. Und mit dem Vertrauen wächst auch eure Verbundenheit. Zusammen seid ihr weniger allein.

Wie bei den Gefährten in „Herr der Ringe“ ist das Führungsteam idealerweise ein bunter Mix unterschiedlicher Charaktere mit vielfältigen Vorerfahrungen und Kompetenzen. Und das bei aller Unterschiedlichkeit doch fest aufeinander eingeschworen ist. 

Wie du die richtigen Menschen für dein Leadership Team findest, kannst du in diesem Blogpost lesen.

Neben ihrem Führungskreis haben die meisten erfolgreichen Gründer noch eine zweite Gruppe an Gefährten: Gleichgesinnte Gründer:innen und CEOs. Den regelmäßigen Austausch mit ihnen erleben viele Gründer als unglaublich bereichernd. 

In einer solchen Runde kannst du offen über deine Herausforderungen sprechen und von den Erfahrungen der anderen profitieren.

Wir erleben das gerade in der Empower! Masterclass: Sieben Gründerinnen und Gründer, die sich über ihre Führungsherausforderungen austauschen, Tipps geben, voneinander lernen. Das Gefühl, das alle eint: „Wie haben alle die gleichen Herausforderungen, ich bin nicht allein mit meinen Problemen.“ 

Treuer Begleiter: Deine rechte Hand

Dein engster Unterstützer ist der „treue Begleiter“, so wie Sam für Frodo. Sam weicht auf der langen Reise nicht von Frodos Seite. Er unterstützt tatkräftig und muntert Frodo in Zeiten des Zweifels immer wieder auf. 

Dein treuer Begleiter ist ein loyaler Partner, mit dem du über alle Herausforderungen und Probleme reden kannst: Das kann ein Entrepreneur in Residence sein oder ein Chief of Staff. Wie auch immer du diese Rolle nennst: Es sollte eine Kollegin oder ein Kollege sein, mit dem du besonders vertrauensvoll zusammenarbeitest. 

Der Job: Alles rund um die Vorbereitung und Unterstützung deiner Führungsaufgaben. Sei es die Steuerung der strategischen Projekte, eurer Zielsetzungsprozesse oder der Zusammenarbeit im Führungsteam. 

Er oder sie ist gleichzeitig Taktgeber und Nachhalter. Wenn du aus einer Phase kommst, in der du alles selbst gemacht hast, wird sich das ungewohnt luxuriös anfühlen. Aber dein Entrepreneur in Residence oder dein Chief of Staff verschaffen dir den nötigen Freiraum für deine Unternehmeraufgaben – ein echter Hebel für deine persönliche Effizienz und Effektivität. 

Mit deinem treuen Begleiter solltest du blind über die Bande spielen können. Ihr teilt die gleichen Werte und ergänzt euch in euren Stärken und Schwächen. 

Du arbeitest gerne am großen Ganzen, stößt viele Projekte an? Dann sollte dein Partner das Nachhalten der Projekte lieben. Du vertiefst dich gerne in Details? Dann such dir eine Partnerin für das große Ganze. 

Toll ist ein Partner, der einen frischen Blick auf dein Unternehmen hat und sich nicht scheut, kritische Punkte anzusprechen und schlechte Nachrichten zu überbringen. 

Die Rolle des Entrepreneur in Residence oder der Chief of Staff dient immer auch der Nachwuchsförderung. Mit dieser Rolle gibst du jungen Kollegen die Chance, die Arbeit der Unternehmensführung direkt mitzuerleben und in die Führung hineinzuwachsen. 

In meiner ersten CEO-Rolle bei affilinet war Chris Hauth meine rechte Hand. Ein klarer, brillianter Kopf und Stratege, gut vernetzt im Unternehmen. Ein super Sparringspartner. Ich kannte ihn noch aus meiner Beratungszeit und war froh, in ihm einen Mitstreiter zu haben, der meine Stärken und Schwächen optimal ergänzte.

Und der sicher auch für sich einiges aus der Rolle ziehen konnte. Heute, einige Stationen später, ist Chris CEO bei Air Up. 

Dein Meister: Coach oder Mentor

Eine besonders wichtige Rolle kommt in den Epen dem Mentor oder Meister des Helden zu. In „Herr der Ringe“ ist das der Zauberer Gandalf. 

Der Meister ist ein weiser Freund, der dem Helden mit seinem Wissen und seiner Erfahrung zur Seite steht. Er hilft dem Helden, neue Situationen zu verstehen, warnt vor Gefahren und hilft ihm, eigene Lösungen zu finden. Viele Erfahrungen, die für den Helden noch neu sind, konnte er in seinem Leben schon machen und kann sie aufgrund seines profunden Wissens einordnen.

„Ab einem bestimmten Level kommst du ohne Coach nicht weiter.“ Das ist die Überzeugung eines meiner Coachees. Und tatsächlich: Alle guten, bewusst führenden Gründer und CEOs, die ich für mein Buch oder im Podcast interviewe, eint eines: Sie arbeiten immer wieder mit Coaches zusammen. Alleine und als Leadership Team. 

„Ein Coach ist jemand, der dir sagt, was du nicht hören willst, der dich sehen lässt, was du nicht willst, damit du der sein kannst, von dem du immer wusstest, dass du es sein kannst.

Jonathan Rosenberg, Google

Und sind damit in bester Gesellschaft. Auch viele legendäre Gründer CEOs haben einen starken Mentor und Coach an ihrer Seite. In ihrem Buch „Trillion Dollar Coach“ beschreiben Eric Schmidt und seine Google-Mitstreiter Jonathan Rosenberg und Alan Eagle die Arbeit ihres langjährigen Coaches Bill Campbell, der neben ihnen auch Menschen wie Larry Page, Steve Jobs, Jeff Bezos, Ben Horowitz und Sheryl Sandberg begleitete.

Coach Bill, wie er liebevoll genannt wurde, zeigt die fünf Eigenschaften exzellenter Coaches. Ein guter Coach oder Mentor

  • ist den Weg bereits selbst gegangen und weiss, wie es dir geht. Er hat Erfolge erlebt, aber auch kritische Situationen bewältigt. Er ist mehr Leader als Manager. Er bringt Menschen in die Verantwortung und damit zum Wachsen.
  • bietet konkrete Tools und übergreifende Denkmodelle. Mit konkreten Tools kannst du schnell und pragmatisch erste Erfolge erzielen. Mit übergreifenden Führungsmodellen kannst du dein Unternehmen kreativ weiterentwickeln und einzigartig gestalten.
  • agiert als Coachnicht als Berater. Natürlich wäre eine gute Berater-Fee großartig, die all deine Probleme löst. Aber wenn du deine eigenen Lösungen entwickelst, wächst du schneller. Dann geht dir die neue Führungshaltung in Fleisch und Blut über.
  • adressiert nicht nur dein persönliches Wachstum, sondern auch direkte Führung und das Zusammenwachsen des Führungsteams. Das eine funktioniert nicht ohne das andere. Die Skalierung eures Unternehmens ist vor allem eine Führungsaufgabe und hat mit deiner persönlichen Haltung zu tun. Suche dir einen Coach, der alle drei Ebenen versteht und integriert arbeitet.
  • fordert dich heraus und hält nach, ob du deine Ziele verfolgst. Dein Coach passt auf, dass du neben den dringenden auch die wichtigen Dinge erledigst. Und er erinnert dich hartnäckig an deine Entscheidungen und stellt damit deine Rechenschaft sicher.

Idealerweise unterstützen euch auch eure Beiräte als Mentoren. Stell sicher, dass ihr für euren Beirat Menschen gewinnt, die euch mit ihrer eigenen Führungserfahrung nach vorne bringen können. Tauscht euch auch jenseits der Beiratsmeetings regelmäßig mit ihnen aus und nutzt ihre Erfahrungen.

Mit einem erfahrenen Mentor oder Coach an deiner Seite gehst du den Weg vom Gründer zum CEO schneller und sicherer als alleine. Arbeite direkt mit ihm oder ihr zusammen, lass dich aber auch bei der Arbeit mit dem Führungsteam unterstützen.

Key Take Aways

Der Job als Leaders muss nicht einsam sein. Im Gegenteil. Je stärker dein persönliches Support-Netz, desto besser und freier kannst du führen. 

  • Die Menschen im Gründer- und Leadership sind deine Gefährten. Ein diverses Team, das gemeinsam mit dir eure große Mission verfolgt. Gemeinsam in der übergreifenden Führung und jeder in seiner eigenen Rolle. Such dir aber auch Gefährten außerhalb deines Unternehmens. Gleichgesinnte Gründer:innen, mit denen du deine Erfahrungen teilst
  • Such dir einen treuen Begleiter, der jederzeit zu dir steht und dich direkt unterstützt. In vielen Fällen ist das heute der Chief of Staff oder die Entrepreneur in Residence. Er oder sie unterstützt dich in der Vorbereitung und dem Nachhalten deiner Führungsaktivitäten.
  • Dein Meister, ist dein Mentor oder Coach. Dein Coach hilft dir, deine Situation zu reflektieren, zu wachsen und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Gute Mentoren sind auch erfahrene Beiräte. Nutze ihre Erfahrungen! 

Mit diesem Support-Netz bist du nie allein. Du schöpfst aus den Erfahrungen anderer, bekommst tatkräftige Unterstützung und Rückendeckung auch in schwierigen Zeiten. 

Denk immer dran: Auch die Helden in den großen Epen konnten die Welt nur mit einem starken Team retten, mit ihren Gefährten, ihren treuen Begleitern und ihrem weisen Meister. 

Und nun zu Dir!

  • Wie sieht dein persönliches Support Team heute aus? Sind alle Rollen optimal besetzt?
  • Wo hat dein Support Team Lücken? Was für Menschen würde es optimal ergänzen?
  • Was ist dein nächster Schritt, um dein Support-Team aufzustellen?

Viel Erfolg bei der Umsetzung!

Weiterführende Artikel

Bring dein Team in den Groove. Lernen von Jazz Combos, wie du ein virtuoses Leadership Team schaffst.

Partners in Crime: Das perfekte Leadership Team. Finde die richtigen Menschen für dein Leadership Team.

Total Pseudo! Reboot für euer Führungsteam. Was ein starkes Leadership Team ausmacht.

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Baue dein eigenes Leadership-Programm

Ein Buch, das mich in diesem Jahr besonders begeistert hat, ist „High Performance Habits“ von Brendon Burchard. Ein Tipp unseres Podcasts-Gastes Moritz Mann.

High Performance Habit #4: Erhöhe deine Produktivität.

Darunter gab es wiederum drei Praktiken. Besonders gefallen hat mir die Dritte: „Werde wahnsinnig gut in deinen Schlüsselkompetenzen.“

Denn je kompetenter wir sind, desto produktiver werden wir. Die These von Brendon Burchard: Alles ist trainierbar.

Unsere Schlüsselkompetenz als Leader: Führen. ?

Aber wie diesem unendlichen Thema nähern? Die Antwort von Brendon Burchard: Progressive Meisterschaft und bewusstes Üben. Und er konkretisiert es mit einem 10 Schritte Programm.

Wie du das in dein persönliches Leadership Training übersetzen kannst, liest du in diesem Blogartikel.

Vom Lernfrust zum Lernspaß

Den Spruch „Alles ist trainierbar“ finde ich unglaublich ermutigend. Denn wie oft nehmen wir uns vor, etwas zu lernen, um dann doch auf halbem Wege frustriert stehen zu bleiben.

Wir kaufen uns einen Haufen Bücher, schauen uns YouTube-Videos an. Da sieht alles so leicht aus. Aber wenn wir es selbst versuchen, kommen wir an unsere Grenzen.

Wir testen eine neue Kompetenz ein paar Mal. So wie ich als Kind die verschiedensten Sportarten: Leichtathletik, Schwimmen, Tennis. Und brechen ab, wenn die ersten schnelle Erfolge ausbleiben: „Hab wohl kein Talent dafür!“

Wir „üben“ dumpf immer das Gleiche. Die Hoffnung: Irgendwann wird es schon besser. Wenn ich gestresst bin, sehen so meine Cello-Sessions aus. Das bringt uns nicht nur keinen Schritt weiter. Im Gegenteil, wir vertiefen unsere schlechten Angewohnheiten.

So ein halbherziges Trainieren geht bei einem Hobby, aber nicht bei unseren Schlüsselkompetenzen.

Hier brauchen wir ein Trainingsprogramm, dass uns sicher zur Meisterschaft bringt. Ein ganzheitliches Profi-Programm.

Ein gutes Lern- und Trainingsprogramm:

  • schafft ein inspirierendes Zielbild, auf das du gerne hinarbeitest.
  • arbeitet intensiv mit Visualisierungen. Denn das Durchdenken deiner Aktivitäten trainiert fast genauso gut wie das Machen.
  • trainiert das Toolset und das Mindset: Deine Einstellungen und Überzeugungen.
  • gibt dir Denkmodelle zum Einordnen des Gelernten.
  • hilft dir mit Routinen durchzuhalten und Durststrecken zu überwinden.
  • nutzt eine Vielfalt an Lerntechniken. Reflexionen, Hands-on Erfahrungen, Lesen…
  • analysiert die Trainingsergebnisse und verbessert die Leistung Schritt für Schritt.

“Leadership and learning are indispensable to each other.”

John F. Kennedy

Führen trainieren in 10 Schritten

Ein Trainingsprogramm, das all dies super zusammenbringt, ist das Konzept der „Progressiven Meisterschaft“, das Brendon Burchard in seinem Buch vorstellt. Mit 10 Schritten trainierst du die gewünschte Kompetenz bewusst. Du holst dir Unterstützung, verlässt deine Komfortzone, kreierst dein eigenes mentales Konzept der Kompetenz, die du lernst.

Und so könnte dein individuelles Leadership-Programm damit aussehen.

#1 Leadership-Kompetenz definieren

Du weißt, dass du führen lernen musst, wenn du vom Gründer zum CEO, vom Macher zum Leader werden willst. Hier die wichtigsten Führungsinstrumente und Konzepte.

In meinem Blog und im Buch “Vom Gründer zum CEO“ findest du die meisten dieser Instrumente Schritt für Schritt beschrieben.

#2 Kritische Erfolgsfaktoren, Stärken und Schwächen

Reflektiere deine aktuelle Führungswirksamkeit: Wo ist deine „Führung“ wirksam, wo unwirksam. Hol dir Feedback aus dem Team – gerne 360 Grad.

Priorisiere deine Lernfelder. Starte mit den Führungskompetenzen, die dich am schnellsten entlasten – sowohl operativ als auch mental: Vertrauen aufbauen und Verantwortung übergeben. Mach weiter mit schwierigen Gesprächen und effektiver Kommunikation. Damit hast du schon einen super Grundstock für die meisten Führungssituationen.

Die nächsten Schritte sind die Entwicklung deiner Teamies und der Aufbau eines High Performance Leadership Teams. Fasse schließlich die Erkenntnisse deiner Lernreise mit der Definition deines eigenen Führungsansatzes zusammen: Deinem Leadership Manifest. 

#3 Herausfordernde Ziele setzen

Setzt dir dann klare Ziele: Woran erkennen du und dein Team, dass du gelernt hast, Verantwortung zu übergeben oder Feedback zu geben? Woran, dass du jetzt ein High Performance Leadership Team hast. Mögliche Maßstäbe:

  • Mein Anteil an operativen Arbeiten ist auf 20% zurückgegangen. Ich kann mich auf meine echten CEO-Aufgaben konzentrieren.
  • 90% der Projekte, die ich übergebe, werden im geplanten Rahmen fertig oder sogar schneller.
  • Mein Leadership Team treibt die Strategie aus sich heraus….

Am besten teilst du diese Ziele mit einem Accountability Partner. Das kann ein Mitgründer, ein Coach oder eine Peergroup sein. Vereinbart regelmäßige Feedback-Termine.

#4 Starke Emotionen und Sinn

Mach dir klar, was es dir bedeutet, richtig gut zu führen. Was wird möglich, wenn du ein Top Leader bist: Du gewinnst deine Freiheit zurück. Dein Unternehmen kann weiterwachsen. Du schaffst eine großartige Unternehmenskultur und viele tolle Arbeitsplätze. Du freust dich darauf, die Glocke in der NY Stock Exchange anzuschlagen…

Je emotionaler und plastischer dein Bild ist, desto besser. Das ist es, was dich nach vorne bringt. In der Empower! Masterclass machen wir diese Übung am ersten Tag: „Was für ein CEO will ich sein, welche Emotionen will ich haben und auslösen?

„Alles ist trainierbar. Egal, welche Fähigkeit du erlernen willst, mit genügend Training, Übung und Willen kannst du darin immer besser werden.“

Brendon Burchard in „High Performance Habits”

#5 Üben, üben, üben

Jetzt gehts ans Üben. Lerne die wichtigsten Führungsinstrumente und setze sie gezielt ein. Zuhören, Verantwortungsübergabe, Feedback, Fragen stellen, 1:1 Meetings … Erkläre deinem Gegenüber immer, was du gerade machst. Erlebt gemeinsam, wie die gezielte Führung zu besseren Ergebnissen führt.

Führe die Instrumente Schritt für Schritt ein. Alles auf einmal überfordert und frustriert. Aus diesem Grund ist die Empower! Masterclass auch keine Druckbetankung in 5 Tagen, sondern trainiert die verschiedenen Führungskompetenzen über ein halbes Jahr verteilt. So kannst du jedes Themenfeld bewusst einsetzen und üben, bevor du den nächsten Schritt machst.

#6 Erfolge visualisieren, Wirksamkeit erleben

Stell dir plastisch vor, wie deine Führung zu immer besseren Ergebnissen führt. Fühle nach, wie sich deine Führungsbeziehungen verbessern. Damit schaffst du neue neuronale Verknüpfungen und überschreibst deine alten Angewohnheiten.

Durchdenke und -fühle auch die bisherigen Misserfolge. So willst du nicht mehr weiter machen! Versuche zu verstehen, welche Glaubenssätze dich bisher behindert haben und überschreibe sie.

Mach diese Arbeit am besten nicht allein, sondern mit deinen Führungskollegen, einem Coach oder in einem Leadership Training.  Denn gerade in Mindsetfragen sind wir oft erstaunlich blind….

#7 Fortschritt messen, Feedback einholen

Nutze deine Erfolgsmaßstäbe aus Schritt 3, um den Erfolg deiner Lernreise bewusst wahrzunehmen. Hol immer wieder Feedback von deinen Teamies und Leadership-Kollegen ein. Gerne detailliert: Welcher Teil hat schon gut geklappt, wo kannst du noch besser werden. Es ist nie alles schlecht. Oft musst du nur an ein paar ganz kleinen Schrauben drehen, um ein signifikant besseres Ergebnis zu erzielen.

Und wenn es dann klappt: Nicht einfach abhaken, sondern den Erfolg ganz bewusst wahrnehmen und feiern. So fühlt es sich also an, wenn ich super führe.

#8 Austausch und Wettstreit mit Peers

Konkurrenz belebt das Geschäft. Auch das Trainieren macht mehr Spaß, wenn wir es nicht allein machen, sondern mit anderen freundlich wetteifern. Durststrecken lassen sich im Team wesentlich besser aushalten.

Außerdem lernen wir im gegenseitigen Sparring unglaublich viel: Was macht die Andere richtig oder falsch? Welche Erfolge hat er schon erreicht und wie? Diese Diskussionen sind unglaublich wertvoll. Denn nicht jeden Fehler musst du selbst machen.

#9 Messlatte höher setzen

Lernen ist in der Führung nie fertig. Am Anfang hast du dich vielleicht auf die direkte Führung deiner Teamies konzentriert. Wenn das gut klappt, steht der Aufbau eines High Performance Leadership Teams an. Was könnte das nächste Ziel sein? Eine größere, eine komplexere Organisation führen?

#10 Vom Lerner zum Lehrer

Am besten lernen wir, wenn wir das Gelernte direkt weitergeben. Jetzt zeigt sich, ob wir wirklich alles verstanden haben.

Auf wenn das jetzt erst der 10. Punkt ist: Fange so früh wie möglich an, deine Leadership-Kompetenzen im Team weiterzugeben. Ein Win-Win-Win Effekt:

  • Du vertiefst deinen eigenen Lernprozess und kommst schneller voran.
  • Du schaffst dir die perfekten Accountability- und Feedback-Partner.
  • Dein Team lernt die gleichen Führungsansätze und ihr schafft eine gemeinsame Führungskultur.

Ein Coachee von mir hat das gerade gemacht: Eine Trainingssession zum Thema Führung und Verantwortungsübergabe mit seiner 2. Führungsebene. Alle waren begeistert: Jetzt wissen auch sie, dass eine gute Verantwortungsübergabe „machbar“ ist. Es ist ein eigener Leadership Spirit entstanden. Weitere Sessions werden folgen.

Keiner dieser 10 Schritte ist für sich schwierig.

Die größte Herausforderung: Einfach mal anfangen.

Key Take Aways

Wie können alles trainieren. Auch unsere Führungskompetenz. Auf dem Weg vom Macher zum Leader schaffen wir uns am besten unser eigenes Leadership-Programm. Und nutzen dabei das Konzept der progressiven Meisterschaft:

  • Kompetenz definieren. Überlege, welche Leadershipskills du brauchst.
  • Kritische Erfolgsfaktoren, Stärken und Schwächen verstehen. Finde heraus, was gute Führung ausmacht, arbeite an deinen Stärken und beseitige deine Schwächen mit derselben Begeisterung.
  • Herausfordernde Ziele setzen. Definiere dir große Ziele und mach deinen Erfolg messbar.
  • Starke Emotionen und Sinn. Was wird möglich, wenn du richtig gut führst, wie fühlst du dich dann, wie geht es deinem dein Team. Was passiert, wenn du nichts machst?
  • Üben, Üben, Üben. Fordere dich mit anspruchsvollen Übungen heraus, die von Experten entwickelt wurden oder sorgfältig durchdacht sind.
  • Erfolge Visualisieren, Wirksamkeit erleben. Verbildliche deine Erfolge und Misserfolge. Spüre ganz bewusst den Effekt deiner Lernreise.
  • Fortschritt messen, Feedback einholen.
  • Austausch und Wettstreit mit Peers. Lerne gemeinsame mit einer Peer Group –  das macht mehr Spaß und du musst nicht jeden Fehler selbst machen.
  • Meßlatte höher setzen: Setze dir immer höhere Ziele, um dich weiterzuentwickeln.
  • Vom Lerner zum Lehrer. Bring anderen bei, was du gelernt hast. Und präge damit eine gemeinsame Führungskultur

Viel Spaß beim Umsetzen!

Und nun zu dir!

  • Wie bewusst lernst du führen? Hast du ein eigenes Entwicklungsprogramm?
  • Was würdest du gerne als erstes lernen? Wie kannst du den Ansatz der progressiven Meisterschaft dafür nutzen?

Weiterführende Artikel

Vom Gründer zum CEO: Deine innere Transformation. Die 3 Schritte deiner inneren Transformation.

Foto: Clay Banks auf Unsplash   

Erlebe deine Führungs-Wirksamkeit

Du willst was bewirken. Die Welt bewegen. Spuren hinterlassen. Das macht dich glücklich und selbstbewusst.

Bei allem, was du anstößt, geht das super, deine Selbstwirksamkeit ist ausgeprägt.

Aber wie steht es mit deiner Führungswirksamkeit?

Gerade hatte ich ein Coaching-Onboarding mit Marcus. Ein echter Macher, der schon viel bewegt hat. Aber bei der Führung fühlte er sich unsicher:

 „Bei manchen Kollegen klappt das Abgeben super. Die verstehen mich sofort, machen das richtige und nehmen mein Feedback an. Und dann gibt es die Kollegen, bei ich nicht weiterkomme. Sie verstehen einfach nicht, was ich von ihnen will.“

Er war verunsichert und frustriert. Gute Führung war für ihn nur ein Zufallsprodukt.

Das sollte sich ändern. Seine Frage: Wie lerne ich wirksam zu führen? Welche Kompetenzen und inneren Überzeugungen brauche ich? Das ist das Thema dieses Blogartikels.

Wirksamkeit macht glücklich

Unsere Selbstwirksamkeit ist die innere Überzeugung, auch schwierige Herausforderungen aus eigener Kraft bewältigen zu können.

Menschen mit hoher Selbstwirksamkeit setzen sich ambitioniertere Ziele, entwickeln ein tieferes Verantwortungsgefühl für die Aktivitäten, an denen sie teilnehmen, erholen sich schnell von Rückschlägen und Enttäuschungen und sehen herausfordernde Probleme als Aufgaben an, die sie meistern wollen.

Eine geringe Selbstwirksamkeit führt dagegen zu mentalen Problemen wie Depressionen. Wer das Gefühl hat, wenig oder nichts zu bewirken, fühlt sich wertlos.

Die Wahrnehmung deiner Wirksamkeit spielt auf der Reise vom Gründer zum CEO eine gewaltige Rolle.

Wirksamkeit auf dem Weg vom Gründer zum CEO

Als Gründer:in bist du vor allem Macher:in, bist direkt wirksam. Gerade in der ersten Phase, wenn das Team noch klein ist, haben wir das Gefühl unendlich viel zu schaffen.

Wir spüren unsere Wirksamkeit ganz unmittelbar. Und das entstehende Flow-Gefühl gibt uns immer wieder neue Energie. Unsere Selbstwirksamkeit ist sehr hoch.

Leider bleibt es nicht dabei. Mit wachsender Teamgröße nimmt die Selbstwirksamkeit ab. Erst langsam, ab der kritischen Unternehmensgröße von # der Gründer x 15-25 Mitarbeitern rapide.

  • Wir sind immer weniger Hands-on, spüren unsere Wirksamkeit nicht mehr so direkt, wie anfangs, als wir noch jede Zeile Code selbst geschrieben, jeden Kundenvertrag selbst reingeholt haben.
  • Unser relativer Impact sinkt. Gestartet sind wir zu zweit, zu dritt. Jetzt sind wir 20-40. Als Unternehmen schaffen wir zwar viel mehr, aber mein Anteil daran ist immer weniger offensichtlich.
  • Wachsende Komplexität. Mit jedem neuen Teammitglied steigt die Anzahl der Verbindungen untereinander exponentiell und die Abstimmungen im Team werden immer mühseliger.
  • Die eigene Kompetenz- und Kapazitätsgrenze. Schließlich müssen wir demütig zugeben: Keiner von uns kann nicht alles machen, weder inhaltlich noch mengenmäßig.

Jenseits der gerade noch machbaren persönlichen Führungsspanne von 15-25 Teammitgliedern wird es schwierig. Viele haben jetzt das Gefühl: Mir wächst alles über den Kopf, ich verliere die Kontrolle.

„Das war natürlich ein großer Schmerz, als das Team sagte: Ich möchte diese Verantwortung übernehmen und ich bekomme diesen Raum bei dir nicht.“

Moritz Mann, Gründer und CEO von Protofy

Die reduzierte Wirksamkeit schlägt auf die Stimmung. Viele Gründer beginnen jetzt

  • an ihren Fähigkeiten zu zweifeln. Wie oft höre ich in dieser Phase die Frage: „Dorothea, ich glaube nicht, dass ich das jemals gut hinbekomme.“
  • schwierige Situationen zu vermeiden: die schwelenden Konflikte, das Feedback an den Kollegen, der immer wieder die gleichen Probleme hat.
  • konzentrieren sich auf ihre persönlichen Schwächen und die negativen Ergebnisse. „Ich bin so ein schlechter Kommunikator. Das geht immer schief.“

In dieser Phase sind Gründer besonders anfällig für Burnout oder Depressionen.

Wenn du jetzt deine Arbeitsweise nicht änderst, blockierst du das Wachstum deines Unternehmens.

Nachhaltiges Wachstum verlangt Führungswirksamkeit

Um dein Unternehmen nachhaltig zu skalieren, muss du vom Gründer zum CEO werden.  

Als CEO bist du vor allem Führungskraft. Natürlich machst du weiterhin vieles selbst. Aber der wesentliche Teil deiner Wirksamkeit entsteht durch die Führung deines Teams. Damit skalierst du dich.

„Wirkliches Wachstum ist nur dann möglich, wenn wir zum CEO und Leader werden. Wenn du daran arbeitest, dein Team zu empowern, Verantwortung und Kompetenz zu geben und in eine Rolle gehst, die das Mentoring für dein Team ermöglicht.“

Moritz Mann, Gründer und CEO von Protofy

Gute Leader haben eine ausgeprägte Führungswirksamkeit: Die tiefe innere Überzeugung, alle Teammitglieder und das Team so führen zu können, dass sie gemeinsam das gewünschte Ziel erreichen.

Sie glauben fest daran, dass sie für alle schwierigen Führungssituationen eine Lösung finden werden, sie setzen sich und ihrem Team ambitionierte Ziele und bringen sich und das Team dazu, die volle Verantwortung für das gemeinsame Ziel zu übernehmen.

Bei Rückschlägen sind sie in der Lage ihre Energie zu erhalten. Sie sind hochmotiviert und stecken mit ihrer positiven Energie auch das Team an.

Wenn du sie bewusst entwickelst, steigt deine Führungswirksamkeit parallel zum Wachstum eures Unternehmens und kompensiert die reduzierte Selbstwirksamkeit.

Um dahin zu kommen, müssen zwei Dinge passieren.

Du muss lernen wirksam zu führen und du musst deine Führungswirksamkeit spüren.

Kompetenzen der wirksamen Führung

Wirksam führen heißt: Ich führe meine Mitarbeiter so, dass zuverlässig das gewünschte Ergebnis erzielt wird. Dafür brauche ich die richtigen Kompetenzen.

Es gibt 10 wesentliche Kompetenzen der wirksamen Führung. Bei jeder dieser Kompetenzen geht es darum, dass deine Führungsintervention zu einem sichtbaren Ergebnis im Team führt, sprich: Wirkung zeigt.

Mit dieser Liste kannst du die Wirksamkeit deiner Führung testen. Bewerte jeden der Aspekte auf eine Skala von 1: Quasi nie über 3: mal so, mal so; bis 5: immer.

Selbstführung

  • Ich bin mir meiner Führungskompetenzen bewusst und entwickle sie bewusst weiter.
  • Ich erlebe die Wirksamkeit meiner Führung in den unterschiedlichsten Führungssituationen.

1:1 Führung

  • Ich schaffe vertrauensvolle Beziehungen zu allen Teammitgliedern und ein motivierendes Arbeitsumfeld.
  • Ich übergebe Verantwortung so, dass mein Gegenüber wirksam wird und die gewünschten Ergebnisse bringt.
  • Ich gebe Feedback so, dass es von meinem Gegenüber angenommen wird und seine Leistungsfähigkeit steigert.
  • Ich begleite Menschen in ihrer Entwicklung und helfe ihnen, selbst wirksam zu führen zu lernen.

Teamführung

  • Ich bringe die richtigen Menschen zusammen und schaffe High Performance Teams.
  • Wir lösen schwierige Probleme effektiv, indem wir die diversen Kompetenzen innerhalb des Teams nutzen.

Orientierung geben

  • Ich gebe eine klare Orientierung und schaffe es, das Team auf die gemeinsamen Ziele einzuschwören.
  • Ich kommuniziere klar und direkt und nehme alle im Team mit.

Je mehr Punkte du mit 3 und weniger Punkten bewertest, desto klarer ist das Signal: Zeit für den Aufbruch. Entwickle deine Führungskompetenz. Am besten mit einem Coach oder in einem Leadership Training wie der „Vom Gründer zum CEO“-Masterclass.

Spüre deine Führungswirksamkeit

Wirksamkeit spüren heißt: Ich bin in der Lage das Ergebnis meiner Führung bewusst wahrzunehmen. Nur wenn ich meine Wirksamkeit spüre, baue ich die innere Überzeugung auf, dass ich wirklich führen kann.

Ich erlebe erstaunlich oft Leader, die einen super Job machen, das aber kaum spüren. Die Ergebnisse ihrer Führung schreiben sie dann dem Zufall oder guten Umständen zu.

Der Grund: Unsere Ausbildung und unsere ersten Jobs waren auf unsere fachlichen Kompetenzen ausgerichtet. Unsere Metakompetenzen, allen voran unsere Führungskompetenz, spielten nur eine untergeordnete Rolle.

Wir müssen daher erst lernen, auch diese Kompetenzen zu wahrzunehmen. In meinen Sessions unterstütze ich meine Coachees daher nicht nur beim Erlernen und Üben der Führungskompetenzen, sondern auch dabei, die Wirkung ihrer Führung bewusst zu erleben.

Wow, so gut kann sich gutes Feedback anfühlen!

Letzthin habe ich mit Andrea, einer meiner Coachees, ein schwieriges Feedback erarbeitet, das sie lange vermieden hatte. Ich habe ihr die Grundstruktur von Feedbacks erklärt und ihr geholfen, gute Formulierungen zu finden.

Wir überlegten, was passieren könnte: Wie geht es ihrem Gegenüber, wie wird er wohl reagieren? Sie stellte sich vor, was für eine Erleichterung es ist, dieses Problem endlich zu lösen. Verbunden mit der Ermutigung „Du machst das jetzt sicher gut“ war sie jetzt bereit für das Feedback.

In der folgenden Session war sie völlig begeistert: „Das Feedback lief super! Ich habe es erstmals geschafft, das mein Mitarbeiter verstanden hat, was das Problem ist. Und wir haben eine richtige gute Lösung gefunden.

Mein Kollege war mega dankbar: Noch nie hat er ein so hilfreiches Feedback bekommen. Und das Beste: Seit diesem Feedback sprechen wir viel offener miteinander. Da fühlt sich so super an. Künftig werde ich das Feedback nicht mehr aufschieben.“

Bewusst schwelgten wir noch ein wenig in diesem guten Gefühl. Die Erinnerung an diese positive Erfahrung half ihr, ihre bisher negative Einstellung zum Thema Feedbackgedanken zu überschreiben.

Am Ende hatte sie ein Stück Führungswirksamkeit gewonnen:  Die innere Überzeugung, Feedback so geben zu können, dass es sicher das gewünschte Ziel erreicht.

Das Beispiel von Andrea zeigt die 5 Möglichkeiten, die du nutzen kannst, um deine Führungswirksamkeit zu spüren:

  • Eigene Meisterschaft erleben. Du setzt eine Führungskompetenz ein und erlebst, dass sie zum Ziel führt. Yeah, das geht doch!
  • Beobachtung Peers & Vorbilder. Du siehst, was bei anderen funktioniert. Super dafür: Die Zusammenarbeit mit Coaches und Mentoren oder das Lernen in Peer Groups wie in unserer Leadership Masterclass.
  • Ermutigung & Feedback. Du wirst ermutigt Neues zu Probieren und bekommst positives Feedback auf deine Führungsaktionen. Das zeigt dir: Auch andere trauen mir die Führung zu und das Ergebnis wird positiv erlebt.
  • Vorstellung künftiger Erfolge. Du stellst dir vor, was möglich wird, wenn du den Schritt machst. Mit dieser Vorstellung übst du dein neues Verhalten in Gedanken.
  • Positive Emotionen. Genieße die Erfolge deiner Arbeit bewusst. Und stärke deine neue Gewohnheit mit jedem positiven Gedanken.

„Leaders are not responsible for the results.
Leaders are responsible for the people who are responsible for the results.“

Simon Sinek

Dieses Beispiel zeigt: Wenn wir lernen, wirksam zu führen und diese Wirksamkeit intensiv wahrnehmen, wird gute Führung nicht nur möglich, sondern bereichert unser Leben.

Wie werden der Leader, den unser Team jetzt braucht: Ambitioniert, energiereich und mit Spaß und Leichtigkeit dabei.

Key Take Aways

Auf dem Weg von Gründer zum CEO reduziert sich deine Selbstwirksamkeit. Dein direkter Anteil am großen Ganzen wird immer geringer. Das frustriert und kann in den Burnout führen.

Es sei denn, du entwickelst gleichzeitig deine Führungswirksamkeit: Deine tiefe innere Überzeugung, dass du alle Teammitglieder und das Team so führen kannst, dass ihr gemeinsam das gewünschte Ziel erreicht.

Führungswirksamkeit ist machbar. Um dahin zu kommen, musst du zwei Dinge tun. Lernen, wirksam zu führen und deine Führungswirksamkeit spüren.

  • Wirksam führen heißt: Ich führe meine Mitarbeiter so, dass zuverlässig das gewünschte Ergebnis erzielt wird. Ich beherrsche ich notwendigen Kompetenzen in den Feldern Selbstführung, 1:1 Führung, Teamführung und Orientierung geben.
  • Wirksamkeit spüren heißt: Ich bin in der Lage das Ergebnis meiner Führung bewusst wahrzunehmen. Denn nur dann baue ich die innere Überzeugung auf, dass ich wirklich führen kann.

Unsere Führungswirksamkeit können wir jederzeit selbst entwickeln. Schneller und einfacher geht es mit der Unterstützung durch Coaches und Mentoren oder in Trainings, in denen wir gemeinsam mit Peers lernen wirksam zu führen. Melde dich gerne, wenn du hier meine Unterstützung haben möchtest.

Viel Spaß bei der Umsetzung!

Und nun zu dir!

  • Wann fühlst du dich aktuell besonders wirksam?
  • Erlebst du bereits eine abnehmende Selbstwirksamkeit? Was macht das mit dir?
  • Wie sehr erlebst du bereits deine Führungswirksamkeit? Wie sicher erzielst du in der Führung die gewünschten Ergebnisse?
  • Was kannst du tun, um deine Führungswirksamkeit zu erhöhen?

Weiterführende Artikel

Vom Gründer zum CEO: Deine innere Transformation. Die 3 Schritte deiner inneren Transformation.

Und natürlich all die Artikel zur Vertrauen und Motivation, Verantwortungsübergabe, Feedback, High Performance Teams

Foto von Brooke Lark auf Unsplash

Burnout: Nach fest kommt ab

Kennst du den alten Handwerkerspruch?

Nach fest kommt ab.

Wenn man eine Schraube immer fester anzieht, kommt irgendwann der Moment, in dem der Kopf der Schraube abreißt.

Bei uns Menschen heißt das Burnout.

Wir sind begeistert gestartet, wollen uns beweisen. Wir setzen alles dafür ein, arbeiten mehr oder minder 24/7. Unglaublich anstrengend – aber Ausruhen können wir ein anderes Mal, jetzt nur nicht zu kurz springen … 

Das, was nach typischen Startup-Alltag klingt, ist der Einstieg in das „Rad der Erschöpfung“, das uns – wenn wir nicht rechtzeitig die Bremse ziehen – immer weiter Richtung Burnout rollt. 

Als CEO und Leader bist du ein wesentlicher, wenn nicht gar der Energiegeber für dein Team. Du kannst aber nur Energie geben, wenn du selbst Energie hast.

Wenn du dich auspowerst, lässt nicht nur deine physische, sondern vor allem deine psychische Leistungskraft nach. Überarbeitet sind wir nicht mehr unser Bestes-Ich: Wir sind anfällig für Stimmungsschwankungen, treffen keine guten Entscheidungen mehr und verlieren die Lust. Oft höre ich von Gründern: „Ganz ehrlich: Eigentlich habe ich keine Kraft mehr“.

Hustle Kultur = Burnout Kultur

Leider ist schlechtes persönliches Energiemanagement ein Teil der Gründerkultur. Viele Gründer gehen ständig über ihre Grenzen und lassen sich kaum Zeit zur Regeneration.

Sie haben das Gefühl, ihren Job nur dann richtig zu machen, wenn sie unter Volldampf rund um die Uhr arbeiten. Irgendwann geht das nicht mehr.

Viele verlässt nach dem Produkt-Markt-Fit und ersten Markterfolgen genau dann die Energie, wenn der kritische nächste Schritt ansteht: Vom Gründer zum CEO zu werden. Ihnen fehlt dann nicht nur die Energie für die eigene Transformation, sondern auch die Energie für die Weiterentwicklung des Unternehmens.

Wir haben gearbeitet wie die Wilden. Von morgens um neun bis Mitternacht und Samstag auch. Wenn du dann Dinge machst, die unangenehm sind, die dir keinen Spaß machen und du dich nicht davor schützen kannst. Wenn du nicht das Bewusstsein hast, dass die Situation schlecht ist, und dann gleichzeitig eine hohe Ambition hast und dich beweisen willst.  Das ist der kritische Punkt. Dann führt das zu einem Burnout.

Gero Decker, Signavio

Das Rad der Erschöpfung

Damit kommen wir zu einem schwierigen Thema: Der Umgang mit Erschöpfung und Burnout. Das Rad der Erschöpfung verdeutlicht die schleichende Entwicklung hin zum Burnout.

Als ich dieses Modell zum ersten Mal sah, was es eine totale Offenbarung. Auch ich überschreite gerne meine Grenzen. In meinen alten Beraterzeiten war ich bis in den roten Bereich der Frustration gekommen. Dabei wollte ich doch nur mein Bestes gegeben. Immer. Aber wie schon gesagt: Nach fest kommt ab.

Das Rad der Schöpfung macht dich handlungsfähig: Du erkennst die Signale bei dir und anderen. Und du kannst anderen und auch dir selbst besser helfen, rechtzeitig wieder runterzukommen.

Phase 1: Idealistische Begeisterung

Jeder Erschöpfungsprozess startet mit einer Phase der idealistischen Begeisterung. Wir haben eine geniale Idee und verspüren den Zwang zu beweisen, dass wir ein tolles Unternehmen aufbauen können. Wir hauen rein, was das Zeug hält.

Damit es schneller geht, machen wir vieles selbst, häufen immer mehr Arbeit an. Leider hat der Tag nur 24 Stunden. Keine Zeit für Entspannung und Erholung. Das holen wir irgendwann nach. Wenn es dann mal besser wird. Wir müssen ja nur noch diesen Meilenstein erreichen, und diesen, und den nächsten …

Noch fühlen wir uns kraftvoll, erreichen viel. Aber unsere Batterien laden wir nicht mehr richtig auf, wir vernachlässigen unsere Bedürfnisse. Nicht mehr lange und die Energie geht zur Neige. Zum Glück können wir das Rad jetzt noch relativ gut zurückdrehen. Und sollten es auch dringend tun.

Phase 2: Stagnation

Ohne Energiezufuhr kommt der Motor irgendwann zum Stillstand. Das ist die zweite Phase. Du arbeitest unter Hochdruck, bist hektisch und gereizt. Kleinigkeiten bringen dich auf die Palme. Du verdrängst die Konflikte und Probleme, die daraus entstehen.

Um dein Verhalten zu rechtfertigen, deutest du deine Werte um. Du raunzt jemanden genervt an: „Klarheit ist alles, dem musste ich einfach zeigen, wo es lang geht.“ Du machst keinen Urlaub: „Für Unternehmer kommt das Unternehmen immer zuerst“.

Sport und Entspannung hast du dir schon lange nicht mehr gegönnt, du isst schlecht und schläfst nicht ausreichend.

Die fehlende Energie macht dich ungeduldig, zynisch und intolerant. Du wirst zu deinem Stress-Ich. Dein Stress-Ich verletzt sein Umfeld, produziert Unsicherheit und Angstgefühle. Gut führen kann es nicht mehr.

Wenn du auf dein Stresslevel angesprochen wirst, leugnest du die Probleme. Die haben doch alle keine Ahnung von deiner Arbeit. Nur DU bringst die Themen nach vorne. Anders als die anderen im Team, die es sich irgendwie einfacher machen. Ständig bist du unzufrieden. Mit dir, mit den anderen. Und diese Unzufriedenheit lässt du alle spüren.

Ich habe das gerade wieder in einem Gründerteam erlebt. Eine der beiden Gründerinnen beklagte sich bei mir:

„Ich bin die einzige, die hier Verantwortung übernimmt. Meine Co-Founderin nimmt sich Zeit für Sport und Familie und ich halte hier die Stellung.“

Gepaart mit der Leugnung der Realität: „Zum Glück habe ich einen Partner, der diesen Ritt versteht und unterstützt.“ Leider stimmte das nicht. Wenige Wochen später stand die Gründerin alleine da.

In der Phase der Frustration wird es allmählich schwieriger, den Motor wieder zum normalen Laufen zu bringen. Je mehr Druck du machst, desto mehr verschleißt du ihn.

Phase 3: Frustration

Wenn du so weiter machst, nimmt die Frustration überhand. Um die Arbeitsmasse zu bewältigen, arbeitest du rund um die Uhr. Rückzug ist angesagt. Interaktionen strengen dich an, du hast das Gefühl, dass dich keiner versteht.

Langsam werden Verhaltensänderungen sichtbar. Die nicht enden wollende Arbeit motiviert dich nicht mehr. Dein Leben verflacht. Freundliche Ratschläge und Unterstützungsangebote ignorierst du.

Oder du reagierst paranoid, und vermutest schlechte Absichten. Dein negatives Denken verselbständigt sich und zieht dich noch weiter runter. Die anderen sind deine Feinde, wollen wir nichts Gutes.

Schließlich nehmen deine kreativen und kognitiven Fähigkeiten vor lauter Erschöpfung ab. Du kannst nicht mehr klar denken, keine guten Entscheidungen mehr treffen.

Gleichzeitig verlierst du das Gefühl für dich selbst. Du bist nur noch eine depersonalisierte Maschine. Die leider immer öfter ausfällt. Denn der andauernde Stress hat dein Immunsystem geschwächt, du wirst häufiger krank. Nun ist der Motor bereits so verschlissen, dass du ihn nur noch mit professioneller Hilfe wiederherstellen kannst.

Auch das habe ich schon in meinen Coachings gehört:

„Mir macht nichts mehr Freude. Ich schleppe mich nur noch ins Office – aber begeistern kann ich mich schon lange nicht mehr. Ständig bin ich gereizt und motze das Team an.“

„Ich fühle mich nicht mehr. Ich bin nur noch eine Maschine. Das macht mir Angst.“

Dummerweise verhindert die Dynamik der Erschöpfung oft, dass die Betroffenen diese Notwendigkeit wahrnehmen.

Phase 4: Apathie

Wer jetzt weitermacht, durchschreitet das Tor zur persönlichen Hölle und geht den Weg in die Apathie.

Der erste Schritt ist innere Leere. Menschen, die diese Stufe erreichen, fragen sich, wem und wozu das eigentlich alles dient. Schlechter Schlaf, Angststörungen und Panikattacken sind Zeichen dieser Phase. Aber auch exzessive, unkontrollierte Ersatzbefriedigungen. Hauptsache irgendetwas fühlen.

Noch ein Schritt und es folgt eine tiefe Depression. Und schließlich der totale Zusammenbruch. Spätestens in der Apathie-Phase ist Burnout nicht mehr „nur“ Erschöpfung, sondern eine Krankheit, die durch Spezialisten behandelt werden muss. Ein guter Coach übergibt seine Klienten in dieser Phase der ärztlichen Betreuung.

„The land of Burnout is not a place I ever want to go back to“

Arianna Huffington

Zum Glück landen die wenigsten von uns in der letzten Phase der Erschöpfung. Aber mal ehrlich: Wie oft warst du schon in der zweiten Stufe? Oder sogar in der Frustration?

Ich kann mich sehr gut an diese Momente erinnern. Und auch an die Unerreichbarkeit, die damit einher ging. Ich habe rund um die Uhr gearbeitet, alles hatte seine innere Logik.

Aber gut war es nicht. Alle haben darunter gelitten, meine Familie, das Team und ich. Und natürlich auch die Arbeit selbst. Entspannt hätte ich viel besser sein können. Klarer denken, Klasse statt Masse, Leichtigkeit statt Druck.

Leidet nicht im Stillen, redet drüber

Gemeinsame Achtsamkeit. Tut euch einen riesigen Gefallen: Holt den Burnout aus der Tabu-Zone. Setzt euch im Gründer- oder Führungsteam mit dem Rad der Erschöpfung auseinander. Diskutiert die Stufen und überlegt, wo ihr steht.

Nur wenn ihr in der ersten Phase bleibt, könnt ihr so führen, wie ihr es euch wünscht: Bewusst, wertschätzend und auf Augenhöhe. Jenseits dieser Phase übernehmen die Dämonen der Erschöpfung zunehmend die Kontrolle.

Achtet aufeinander: Seid ihr noch in der Balance, oder kippt es bei einem von euch? Je früher ihr Fehlentwicklungen erkennt, desto besser seid ihr erreichbar.

Selbstfürsorge. Du kannst nur dann für die anderen sorgen, wenn es dir gut geht. Oder wie es im Flieger heißt: „Bitte legen sie zuerst ihre eigene Maske an …“.

Stell sicher, dass du deine Batterien immer gut auflädst. Deine Arbeit kostet Kraft. Aber nicht immer. Natürlich gibt es Situationen, Tätigkeiten und Menschen, die dich Energie kosten. Das sind deine Energielecks. Es gibt aber auch solche, die dir Energie geben. Das sind deine Energiebooster. Wenn du beide gut kennst, kannst du deine Energie besser managen. In diesem Blogartikel findest du Anregungen für dein Energiemanagement

Ausgleichsziele setzen: Vereinbart im Leadership Team ein festes Zeitkontingent für den Ausgleich: Sport, Freunde treffen, einfach mal zurückziehen. Gebt euch einen freien Tag pro Woche. Und haltet euch für euer Ausgleichsziel gegenseitig accountable. Denn wenn einer von euch mal in die Dynamik gerutscht ist, ist er oder sie nur schwer rauszuholen.

Aktives Stressmanagement. Stress ist Normalität in Startups und lässt sich nur schwer verhindern. Aber du kannst dem Stress aktiv begegnen und seine negative Auswirkung auf dich gezielt reduzieren. Hebel dazu sind Techniken, mit denen du das Level deiner Emotionen unter Stress reduzierst und die Erholung nach dem Stress beschleunigst. Allen voran: Den Stress sprichwörtlich abschütteln. Mit Sport, Tanzen oder Lachen. Mehr dazu in diesem Blogartikel.

Key Take Aways

Die Burnout-Dynamik beginnt ganz harmlos: Wir arbeiten mit idealistischer Begeisterung an einem Projekt und wollen uns beweisen. Leider bleibt es nicht dabei. Wir machen immer mehr, nehmen uns immer weniger Zeit für uns. Die ersten Konflikte treten auf. Mehr Arbeit macht uns nicht mehr produktiver. Damit geht es langsam in die Stagnation.

Wir sind so gestresst, dass wir nicht mehr klar denken können. Die Dinge kosten immer mehr Kraft. Zunehmend kommt Frustration auf. Hoffentlich holt uns spätestens jetzt jemand wieder zurück –  denn sonst landen wir in der Phase der Apathie. Dann hilft nur noch eine klinische Betreuung.

Zur Burnout-Vorbeugung stehen euch vier Methoden zur Verfügung.

  • Gemeinsame Achtsamkeit. Lernt die Burnout-Zeichen erkennen. Achtet aufeinander und gebt euch Feedback, wenn ihr erste Zeichen seht.
  • Selbstfürsorge. Stell sicher, dass du deine Batterien immer gut auflädst. Verstehe deine Energiebooster und -lecks. Organisiere dich rund um die Booster.
  • Ausgleichsziele. Vereinbart im Leadership Team ein festes Zeitkontingent für den persönlichen Ausgleich. Energiemanagement ist eine zentrale Führungsaufgabe.
  • Aktives Stressmanagement. Lerne, den Stress abzuschütteln.

Und nun zu dir!

  • Wo erkennst du dich in der Beschreibung der verschiedenen Erschöpfungsgrade wieder?
  • Wer hilft dir, aus der Burnout-Dynamik auszusteigen?
  • Auf wen hörst du noch, wenn dich andere schon nicht mehr erreichen?

Weiterführende Artikel

Jekyll oder Hyde? Führe als dein Bestes-Ich. Stress deckt gnadenlos unsere Schattenseiten auf. Lies in diesem Artikel, was passiert, wenn wir in unser Stress-Ich fallen und wie du wieder dein Bestes-Ich wirst.

Drei Wege aus der Stressfalle: Burnout können wir am besten vorbeugen, wenn wir unser Stresslevel aktiv reduzieren. Dieser Blogartikel gibt dir Impulse.

Fülle deine Energiebooster, schließe deine Energielecks. Verstehe, was dir Energie gibt und nimmt. Und berücksichtige das in der Gestaltung deiner Rolle und deines Alltags.