Re/Preview your Year

Das Jahresende nähert sich in großen Schritten. Ich liebe diese Zeit. Jeden Tag wird es weihnachtlicher. Es ist eine Zeit, in der wir das Jahr Revue passieren lassen. Und eine Zeit der Vorausschau.

Bei mir steht der Jahresrückblick in der kommenden Woche an. Und ich freue mich schon riesig auf diese Session mit mir selbst. Ich mache mir eine große Kanne Tee, mache chillige Musik an und nehme mir dann einen riesigen Stapel Post its.

Und los geht es. In fünf Schritten gehe ich durch mein Jahr. Würdige, was ich gemacht und gelernt habe. Ich verabschiede mich von Gewohnheiten und Verhaltensweisen, die mir nicht mehr helfen, sammle neue Energie und beame mich dann ein ganzes Jahr voraus. Zu dem Leader, der ich Ende 2024 sein will.

Wie ich das genau mache, ist das Thema dieses Blogartikels. Podigee).

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Die Zutaten

Die Zutaten für den Jahresrückblick sind denkbar einfach:

  • Ein halber, ungestörter Tag.
  • 4-5 große Flip Chart Blätter – oder eine große weisse Wand.
  • Mehrere Stapel Post its in unterschiedlichen Farben.

Natürlich kannst du auch alles in einem Journal aufschreiben. Aber die Post its haben den Vorteil, dass ich die Antworten immer wieder neu gruppieren kann und mir so die Muster hinter meinen Erfahrungen verdeutlichen kann. Außerdem entsteht so eine große Galerie der Erinnerungen und Entwicklungen, auf die ich am Ende der Session gerne schaue.

Hier ein Bild meiner Session Ende 2021. Damals war ich im Kranzbach bei Garmisch und habe die Session auf den Fenstern meines Zimmers mit Blick in die Berge gemacht.

Pro Fragenbereich rechne ich grob mit einer halben Stunde. Du kannst diese Reflexion in einem Rutsch machen oder sie dir Frage für Frage vornehmen und über mehrere Tage verteilen.

Besonders intensiv wird die Reflexion, wenn du sie zusammen mit ein bis zwei Peers machst. Nehmt euch jeweils 5-10 Minuten für eine erste individuelle Reflexion und teilt eure Überlegungen dann in einer 20- bis 30-minütigen Session. Eure Verabredung: Ihr dürft wertschätzend spiegeln, was ihr jeweils voneinander hört – aber keine Ratschläge geben.

Ok, genug der Vorrede. Starten wir mit der ersten Frage:

Was ist in diesem Jahr passiert? Was war mir wichtig?

Ich schreibe alle Stationen des Jahres runter, die mir wichtig waren. Und mache diese Übung in drei Runden.

  • Ich starte ungestützt: Was fällt mir ad hoc zu diesem Jahr ein? Welche Meilensteine sind „on top of my mind“?
  • Dann nehme ich mir meinen Kalender vor: Was fällt mir noch auf?
  • Schließlich gehe ich meine persönlichen Wochen- und Quartalsreviews durch.

Erstaunlich was da alles zusammenkommt. 

Natürlich gibt es die großen Meilensteine. Aber auch viele kleine Begebenheiten, die erst aus dem Rückblick ihre Wirkung entfalten. Eine lose Begegnung, aus der ein inspirierender Austausch wurde. Ein Feedback, das in neuen Produktideen resultierte. „Alltagsroutinen“, die es in sich hatten. Coachings, aus denen neue Impulse kamen. Menschen, die sich unglaublich entwickelt haben.

Oder aber auch große Aufreger, die am Ende völlig unwichtig waren.

Das beste dieser bewussten Reise durch das Jahr: Das Jahr nicht einfach vorübergehen zu lassen. Sondern es zu würdigen, Monat für Monat, Woche für Woche. Und damit in die perfekte Stimmung für die tieferen Fragen des Rückblicks zu kommen.

Was für ein Leader bin ich in diesem Jahr geworden?

Jede Leadership-Entwicklung, aber vor allem der Weg vom Gründer zum CEO, ist eine unglaubliche Lernreise. Wenn wir unser Team und Business skalieren, erfinden wir uns immer wieder neu.

Aber zu oft nehmen wir unsere eigene Entwicklung als gegeben an. Unser Blick gilt eher unseren Defiziten als dem Erreichten. Das macht uns zu Getriebenen unserer eigenen Entwicklung.

Daher folgt auf die Würdigung der Erlebnisse des Jahres ein wertschätzender Blick auf meine Lernreise.

  • Wo stand ich am Anfang des Jahres? Was war mir wichtig? Womit habe ich gehadert? Was für einen Leader haben mein Team und meine Klienten erlebt?
  • Welche Fortschritte habe ich auf dem Weg gemacht? Wo stehe ich heute? Wo bin ich besser darin geworden, Menschen in die ultimative Verantwortung zu bringen?
  • Wer und was hat mir auf dieser Lernreise geholfen? Bei wem will ich mich bedanken?

Diese Reise nachzuvollziehen, meine Selbstwirksamkeit und vor allem meine wachsende Führungswirksamkeit bewusst zu erspüren – das ist nicht nur im Rückblick anregend, sondern gibt mir auch einen unglaublichen Energieschub für das neue Jahr.

Wovon verabschiede ich mich? Was macht dieser Abschied möglich?

Veränderung und Lernen bedeutet immer auch Loslassen. Dieses Loslassen ist ein notwendiger Teil unserer persönlichen Entwicklung.

Herrmann Hesse fasst das in seinem Gedicht „Stufen“ in wunderbare Worte:

„Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“

Hermann Hesse

Im dritten Teil des Jahresrückblicks verabschiede ich mich daher explizit von den Dingen, die in diesem Jahr zu Ende gegangen sind:

  • Welche Sicht- und Verhaltensweisen habe ich in diesem Jahr abgelegt? 
  • Von welchen limitierenden Glaubenssätzen konnte ich mich befreien?
  • Welche Neuanfänge haben diese Abschiede ermöglicht?

Der explizite Abschied macht meine Lernerfahrung komplett. Ich nehme freundlich Abschied von den Teilen meines Ichs, die mich hierher gebracht haben, mich aber heute blockieren.

Der größte Abschied auf dem Weg vom Macher zum Leader, der Abschied von der reinen Selbstwirksamkeit.

In der Vergangenheit hat es dich besonders erfolgreich gemacht, wenn du mittendrin warst und selbst angepackt hast. Wie toll war es, Deals selbst zu closen, ein besonders kniffliges Feature zu entwickeln. Flowgefühl pur.

Um zum Leader zu werden, musst du dich von Teilen dieser direkten Wirksamkeit verabschieden. Sonst zieht es dich immer wieder in die Abgründe des Mikromanagements zurück. Dann bleibst du Bottleneck und Feuerlöscher.

Überlege dir: Von welchen Aufgaben verabschiede ich mich im kommenden Jahr? Wen kann ich dafür aufbauen? Wer unterstützt mich auf diesem Weg?

Und überlege dir, was diese „Abschiede“ künftig ermöglichen: Wir schaffen starke Teams, bringen andere Menschen zum Wachsen, erreichen mit unseren Firmen nachhaltigen Impact.

Mit dem Loslassen machst du diese Entwicklung für dich explizit. Sie wird zum Teil deiner neuen Identität, der Identität eines Leaders.

Was erdet und belebt mich in Zeiten des Umbruchs? Was bringt mir Freude und Energie?

Wandel kostet Kraft. Auch der Wandel von Macher zum Leader. Wenn wir auf „Battery low“ sind, fehlt uns die Power, die alten Gleise der Gewohnheit zu verlassen und Neues zu beginnen.

Aktuell vergeht kein Gespräch, in dem meine Gesprächspartner und ich uns nicht gegenseitig beteuern, wie sehr wir uns auf die ruhige Zeit zwischen den Jahren freuen. Zeit, um endlich wieder Kraft zu sammeln.

Wenn wir im neuen Jahr nachhaltig erfolgreich sein wollen, genügt es aber nicht, mal ein paar Tage lang Kraft zu schöpfen. Nachhaltig erfolgreich werden wir nur, wenn wir ein aktives Energiemanagement betreiben. Wenn wir unsere Energiebooster kennen und sie in unseren Alltag einbauen. Wenn wir unsere Energielecks identifizieren und sie soweit wie möglich schließen.

Deshalb reflektiere ich im vierten Teil des Rückblicks Situationen, Tätigkeiten und Menschen, die mir aktuell Energie geben und mich begeistern, und solche, die mir Energie rauben und mich auslaugen.

Ich überlege dann, wie ich mein Leben so anpassen kann, dass ich möglichst große Teile meiner Zeit mit Energieboostern verbringe und Energielecks schließe:

  • Wie kann ich meinen Tagesablauf anpassen, wie meine Aufgabenfelder?
  • Wie schaffe ich Raum für die fünf wichtigsten Energiebooster: Schlaf, soziale Kontakte, Entspannung, Bewegung und gute Ernährung?
  • Und wie kann ich das größte Energieleck stopfen: Meine inneren und äußeren Konflikte?

Mit diesen Überlegungen mache ich mich bereit für den letzten Schritt meiner Reise.

Wer möchte ich Ende des nächsten Jahres sein? Was ist der erste Schritt in diese Richtung?

Ich überfliege das ganze nächste Jahr. Lande in einem Jahr von hier.

Mit all dem, was ich in den ersten vier Reflexionen über mich gelernt habe:

  • Wer möchte ich in einem Jahr sein?
  • Was möchte ich erreicht haben?
  • Wie sieht mein Leben dann aus? Bin ich meinem Traum näher gekommen?

Male dir ein lebendiges Bild dieser Zukunft. Je bunter und detaillierter, desto größer die Chance, dass du dieses Ziel erreichst.

Erst kürzlich habe ich mein Zukunftsbild aus dem vergangenen Jahr nachgelesen. Fantastisch, wie viel davon ich wirklich umsetzen konnte.

Möglich war das aber nur, weil ich nicht nur ein plastisches Zielbild vor Augen hatte, sondern mir ganz konkret überlegt hatte, welche Schritte mich in die richtige Richtung bringen würden. Und diese Schritte bin ich dann gegangen. Woche für Woche, Quartal für Quartal.

Geschafft!

Wenn ich all das geschafft habe, stoße ich auf mich an. 🥂
Auf das alte und das neue Jahr. ⏰ Auf mein altes und mein neues Leadership-Ich. 🧭

Für deine Reise durch das letzte und in das neue Jahr wünsche ich dir alles Gute. Und gebe dir zum Abschluss mein Lieblingsgedicht von R.M. Rilke mit auf den Weg.

Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen

Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.

Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang.

R.M. Rilke

Key Take Aways

Jahresende, Zeit für einen wertschätzenden Rückblick auf alles, was in diesem Jahr passiert ist – und einen ersten Ausblick auf das neue Jahr.

Nimm dir dafür 2-3 Stunden Zeit. Und gehe diese 5 Fragenblöcke durch.

Was ist in diesem Jahr passiert? Was war mir wichtig?

Schreibe alle Stationen des Jahres runter, die dir wichtig waren. Starte ungestützt, mit dem was „on top of your mind“ ist, gehe dann durch deinen Kalender und durch deine Wochen- und Quartalsreviews. Reflektiere deine Emotionen, Tops und Flops der letzten 12 Monate. Erstaunlich, was da alles zusammenkommt. 

Was für ein Leader bin ich dieses Jahr geworden?

Jede Leadership-Entwicklung ist eine unglaubliche Lernreise. Mit jedem Jahr kommen wir dem Leader, der wir sein wollen, ein Stück näher. Was hast du dieses Jahr erreicht? Wer hat dich dabei besonders unterstützt? Wem möchtest du danken?

Wovon verabschiede ich mich? Was macht das möglich?

Veränderung und Lernen bedeutet immer auch Loslassen. Verabschiede dich im dritten Teil des Jahresrückblicks freundlich von den Teilen deines Ichs, das dich hierhergebracht hat, das dir aber künftig im Wege steht. Und überlege dir, was möglich wird, wenn du diese Abschiede vollziehst.

Was belebt mich in Zeiten des Umbruchs? Was bringt Freude und Energie?

Wandel kostet Kraft. Wenn wir auf „Battery low“ sind, fehlt uns die Power, die alten Gleise der Gewohnheit zu verlassen und Neues zu beginnen. Was gibt dir aktuell Energie und begeistert sich? Was nimmt dir Energie, laugt dich aus. Überlege, wie du das im neuen Jahr berücksichtigst.

Wer möchte ich Ende des nächsten Jahres sein? Was ist der erste Schritt dafür?

Mache dann einen großen Sprung in die Zukunft. Was für ein Leader möchtest du in einem Jahr sein? Wie sieht dein Leben dann aus? Wie deine Interaktion mit dem Team? Male ein lebendiges Bild deiner Zukunft. Je bunter und detaillierter, desto wahrscheinlicher erreichst du es. Und definiere deinen ersten Schritt in diese Richtung.

Und wenn du all das geschafft hast: Stosse auf dein altes und dein neues Leadership-Ich an. Du hast es dir verdient.

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