Vom Gründer zum CEO: Deine innere Transformation

Veröffentlicht von Dorothea 23/02/2023

Kennst du solche Gedanken:

„Ich weiss nicht, ob ich der richtige CEO bin?“

„Seit einiger Zeit ist alles so anstrengend, mir wird das alles zu viel.“

„Sollen wir wirklich weiterwachsen? Eigentlich sind 20 Leute doch auch ganz gut.“

Zeichen fehlender Führungskompetenz?

Nein. Sondern Zeichen, dass du vor einer tiefgreifenden Transformation stehst: Deiner Transformation vom Gründer zum CEO. Vom Macher zum Leader.

Deine „Gründerzeit“ endet. Die bisherigen Denkmuster, Verhaltensweise und Überzeugungen funktionieren nicht mehr.

Aber das Neue ist noch nicht greifbar. Du bist mitten im Niemandsland des Übergangs. Kein Wunder, dass es dir nicht gut geht und dir die Energie fehlt.

Was du machen kannst, damit du diese Transformation gut bewältigst und wieder in die Energie kommst, ist der Fokus dieses Artikels.

Gründer und CEO – was heißt das?

Gründer versus CEO. Klingt nach zwei Jobbeschreibungen. Aber als Gründer weißt du: Hier geht es um weit mehr. Denn der Übergang vom Gründer zum CEO ist eine umfassende innere Transformation.

Als Gründer:in bist du vor allem Macher. Du schaffst ein Produkt, das den Markt erfolgreich erobert. Du bist mittendrin im Team, bist sein Herz und Hirn. Du willst die Dinge initiieren und bewegen, am besten selbst.

Als CEO bist du vor allem Führungskraft. Du schaffst den Rahmen, gibst die Orientierung, schaffst eine skalierbare Organisation, die langfristig am Markt erfolgreich ist. Du liebst es, die richtigen Menschen zu finden und in die Verantwortung zu bringen.

Die 3 Phasen der Transformation

Die Transformation vom Gründer zum CEO besteht aus drei Phasen:

  • Das Ende der ”Gründerzeit”
  • Das Niemandsland der Übergangszeit
  • Der Neustart als CEO und Leader.

Die Naturvölker wissen um die prägende Bedeutung von Lebensübergängen. Viele Initiationsriten zelebrieren den Übergang vom Kind zum Erwachsenen in drei Schritten: Virtueller Tod – Übergang (Ab in den Urwald) –  Wiedergeburt. Damit schaffen sie ein Bewusstsein für den Übergang von einer Lebensphase zur anderen.

Auch dir hilft es, den Übergang vom Gründer zum CEO bewusst zu gestalten.

Das Ende der Gründerzeit

Anfangs war dein Unternehmen um dich herum aufgebaut. Oder wie Moritz Mann letzthin im Podcast erzählte: Die ersten Jahren bei Protofy waren sehr Moritz-zentrisch.“

Das Team wächst. Du gibst immer mehr deiner ursprünglichen Aufgaben ab. Statt zu „arbeiten“, sitzt du jetzt vor allem in Meetings. Eigentlich hattest du dich darauf gefreut, nicht mehr alles selbst machen zu müssen. Aber jetzt frustriert es dich. Deine direkte Wirksamkeit geht verloren: Probleme selbst zu entscheiden und Probleme zu lösen.

In meinen Coachings höre ich in dieser Phase regelmäßig die gleichen Sorgen:

  • „Was ist denn mein Beitrag, wenn ich nichts mehr selbst mache?“
  • „Wenn ich alles abgebe, habe ich ja gar nichts mehr zu tun! Was ist dann mein Wert für mein Unternehmen.“

Zeichen, dass deine persönliche „Gründerzeit“ zu Ende geht.

Die kritische Unternehmensgröße für diesen Übergang liegt bei „# der Gründer x 15-25 Mitarbeiter“. Deine persönliche Führungsspanne ist jetzt maximal ausgereizt. Ihr spürt die Wachstumsschmerzen: Es hakt überall, Konflikte und Unzufriedenheit machen sich breit.

Das ist verwirrend und schafft Unsicherheit, denn noch fehlt dir ein klarer Blick auf deine künftige Rolle. Viele Gründer bleiben an dieser Schwelle stehen.

So wie mein Coachee Gregor. Bevor er Mitgründer und COO seines aktuellen Startups wurde, war er bereits in anderen Startups COO. Er hatte Teams aufgebaut, die Organisation geschaffen. Seine Kernrolle: Aufräumen. Er wurde geholt, wenn es Probleme gab, die er dann in Zusammenarbeit mit dem Team löste.

Als Problemlöser war er im „Gründer“-Modus unterwegs: Direkte Wirksamkeit. Obwohl er super führte, sah er sich nicht als Leader. „Dann mache ich ja nichts mehr!“ Während er immer wieder von vorne anfing, ernteten andere die Früchte seiner Aufbauarbeit.

Beim Start unserer Zusammenarbeit war er erstmals Mitgründer. Die erste Aufbauarbeit war durch, sein Team lief super. Und er stellte sich mal wieder die Frage: Müsste ich jetzt nicht wieder raus gehen und was Neues starten? Oder will ich mit dem Unternehmen wachsen und ein Leader werden? Kann ich das überhaupt?

Deine Aufgabe am Ende der ”Gründerzeit“.

  • Reflektiere deine bisherige Rolle. Was bedeutet es für dich, Gründer zu sein? Was magst du an dieser Rolle besonders? Warum lässt du sie so ungerne los?
  • Feiere deine Erfolge und Learnings. Unglaublich, was du schon geschafft hast. Du hast echt die Power – und kannst sicher noch viel mehr.
  • Entzaubere die Rolle des Gründers. „Gründer“ sind toll, aber keine Allzweckwaffen. Wenn du weiter im Gründermindset unterwegs bist, stehst du deinem Team im Weg, dein Unternehmen wird wahrscheinlich stagnieren.
  • Akzeptiere das Verlustgefühl. Hier geht eine coole Zeit zu Ende. Nur wenn du deine alte Rolle loslässt, kannst du voll und ganz in der neuen Rolle ankommen.

Mit dieser Erkenntnis kannst du den nächsten Schritt gehen.

Niemandsland des Übergangs

Zwischen dem Ende der „Gründerzeit“ und dem Neubeginn als „CEO“ liegt, unsichtbar für andere, das Niemandsland des Übergangs.

Wir wissen, dass sich etwas ändern muss, wissen aber noch nicht was.

In dieser Phase fühlen wir uns besonders unsicher und verwirrt. Wir erleben bereits die neuen Herausforderungen, hängen aber emotional noch an der Gründerrolle.

Uns geht es wie dem Hummer im Wachstum. Die alte Schale ist zu klein geworden. Der neue, größere Panzer wächst bereits, ist aber noch weich und unglaublich verletzlich.

Zeichen des Niemandslands sind:

  • Motivationstief und verringerte Produktivität: “Ich bin komplett ausgelaugt, alles strengt mich viel mehr an als früher.“ ”Ich bekomme mich nicht mehr motiviert.“ Du fühlst dich depressiv und niedergeschlagen – das Resultat der fehlenden Wirksamkeitserfahrung.
  • Angst um Rolle, Status und Identität: In dieser Phase kochen im Gründerkreis gerne Konflikte um die CEO-Rolle hoch. Das verlorene Gefühl der Wirksamkeit wird durch ein gesteigertes Statusbewusstsein kompensiert.
  • Abwehr gegen den Wandel: Viele Gründer versuchen, die Notwendigkeit der persönlichen Weiterentwicklung zu umgehen:
    • „Wer sagt denn, dass wir wachsen müssen? Nicht jedes Unternehmen muss größer werden!“ Und so stagnieren viele gründergeführte Unternehmen bei der Grenze: # Gründer x 15-25 Mitarbeiter.
    • „Ich bin eher der Gründertyp, ich steige aus.“ Andere Gründer:innen fangen wieder von vorne an. So wie Gregor bisher.
    • Weiter, wie gehabt. Direkter Druck. Diese Gründer erinnern mich immer an Sisyphos. Nur wenn sie schieben, geht es aufwärts. Die Folge: Mikromanagement, toxische Kulturen. Und wehe, sie lassen los.

Auch wenn der innere Widerstand im Niemandsland zunächst groß ist: Jede:r, der es wirklich will, kann die Transformation vom Gründer zum CEO schaffen. 

Mich macht es traurig, Gründer:innen zu erleben, die ihren großen Traum vorzeitig aufgeben oder das weitere Wachstum unbewusst blockieren, weil ihnen das Vertrauen in ihre eigene Entwicklungsfähigkeit fehlt.

Und habe daraus meine Mission entwickelt: Ich unterstütze Gründer dabei, die Transformation zum „CEO“ bewusst und sicher zu durchlaufen und das Unternehmen ihrer Träume zu schaffen.

So wie bei Gregor. Das fehlende Gefühl der direkten Wirksamkeit macht ihn zunehmend depressiv. Ihm fehlte die Energie, weiterzudenken. Er zweifelte am Sinn seiner Rolle. Nostalgische Gedanken kamen auf. „Ich würde so gerne mal wieder programmieren, da ging es mit immer gut!“

Also haben wir ausgelotet, was ihm Spaß macht und Wirksamkeit bringt. Die überraschende Erkenntnis: „Ich fühle mich wirksam, wenn ich die richtigen strategischen Entscheidungen treffe und sicherstelle, dass die Umsetzung funktioniert. Und wenn ich erlebe, dass mein Team seine Sachen gut macht, wirksam wird und sich weiterentwickelt.“

Was ein Augenöffner! Während ihm seine limitierenden Glaubenssätze sagten, dass er eigentlich kein Leader ist, kannte sein Herz bereits eine neue Wahrheit: Ich führe gerne!

Und wie war das mit dem Programmieren? „Ne, eigentlich nicht. Ich mach gerne das Grundkonzept. Aber umsetzen will ich das eigentlich nicht mehr…“

Damit hat er die Basis, um seine neue Leadership Rolle anzunehmen und sie aktiv zu gestalten. Ist bereit für den nächsten Schritt.

Deine Aufgabe im Niemandsland

  • Gehe den Gefühlen der Verunsicherung und Verwirrung nach. Was würde dir helfen, wieder auf festeren Boden zu kommen?
  • Verstehe, was du wirklich willst. Was ist deine persönliche Mission? Willst du den Schritt Richtung CEO gehen oder lieber Gründer bleiben? Was bedeutet das für dich und euer Unternehmen?
  • Male ein Bild der Zukunft. Was für ein Leader willst du sein? Wie fühlt sich das an? Was wird für dich, für eure Company möglich, wenn du diesen Weg gehst?

Idealerweise kannst du dich für diese Überlegungen eine Zeitlang zurückziehen. Ein oder zwei Wochen ohne Ablenkung in Klausur mit dir selbst. Nur du, dein Journal und ein Stift. Super ist natürlich auch die Arbeit mit einer Coachin, die dir hilft, diese Transformation bewusst zu durchlaufen. ?

Das Niemandsland endet, wenn du spürst, dass deine alte Energie zurückkehrt. Wenn sich der Nebel klärt, der über deinen Gedanken liegt.

Neustart als CEO und Leader

Der Widerstand gegen die neue Lebensphase ist aufgegeben, du hast Lust, den nächsten Schritt zu machen. Jetzt heißt es: Raus aus der Reflexion, rein in die Umsetzung.

  • Plane deine Lernreise. Worin bist du bereits gut? Wo sind noch Lücken? Welche 2-3 Skills willst du unbedingt meistern, um der CEO deiner Träume zu werden? Was ist der erste Schritt, den du sofort gehst?
  • Ich bin CEO. Zeige deinem Team, dass du ein echter Leader werden willst. Du hast dich bisher als Gründerin und CEO vorgestellt? Dann lass die „Gründerin“ künftig weg. Bitte dein Team, dich für deine neue Rolle accountable zu halten.
  • Nicht ablenken lassen. Du bist gestartet, aber noch nicht 100% angekommen. Höre nicht auf die inneren und äußeren Stimmen, die dich vom Weg ablenken wollen. Genieße den Prozess, dann kommen die Ergebnisse schon von selbst.

Einen großartigen Neustart hat Brian O`Kelley, Gründer von AppNexus hingelegt. Er hatte es geschafft, sein Team bis auf 500 Mitarbeiter hochzuskalieren.

Doch dann zeigte ein Kulturreview, das er sein Unternehmen noch immer als „dynamischer, hochmotivierter, egozentrischer Gründer“ führte. Eben nicht als CEO.

Kurz entschlossen hat sich Brian selbst gekündigt. In einem All-Hands erklärte er dem entsetzten Team: „Ich bin gefeuert.“

Stand auf und ging.

Atemloses Schweigen. Kurze Zeit später betrat er wieder den Raum: „Ab jetzt bin ich nur noch CEO“.

Brian markierte damit seine Transformation vom Gründer zum CEO. Endlich konnte das Unternehmen wirklich abheben. Wenige Jahre später wurde es für 1,6 Mrd. $ an AT&T verkauft. Mission erfüllt.

Brian O’Kelley über sich selbst:

„The process turned me from being an ego-driven founder (…) into a leader whose job was to motivate and inspire people.” 

Key Take Aways

Auf dem Weg vom Gründer zum CEO durchläufst du eine tiefgreifende, innere Transformation. Du wirst vom Macher zum Leader.

Dabei lernst du nicht nur ein paar neue Skills. Du musst dein Selbstbild neu definieren, dich von liebgewonnen Gewohnheiten und Glaubenssätzen lösen.

Die Transformation vom Gründer zum CEO hat drei Phasen, die du am besten sehr bewusst durchlebst. Denn nur dann wird es DEINE Transformation und nicht etwas, das dir passiert.

  • Ende der ”Gründerzeit”. Reflektiere deine Rolle als Gründer und Macher und entzaubere sie. Feiere das erreichte und lasse die alte Rolle los.
  • Niemandsland des Übergangs. Gehe den Gefühlen der Verunsicherung und Verwirrung nach, verstehe, was du wirklich willst und male ein plastisches Bild deiner neuen Rolle
  • Neustart als Leader und CEO. Vom der Reflexion zur Aktion: Plane deine Lernreise, Kommuniziere deine neue Rolle und lass dich nicht vom Weg ablenken.

Wenn du dich auf diesen Prozess einlässt kannst du sicher sein: Du wirst ein großartiger Leader!

Viel Erfolg!

Und nun zu dir!

  • Welches Bild hast du vor Augen, wenn du dich als Gründer:in siehst? Welche Emotionen sind damit verbunden?
  • Was für ein CEO oder Leader willst du werden? Wie soll sich das anfühlen? Wie willst du wirksam werden? Schaffe die ein lebendiges, attraktives Bild.
  • Erlebst du Zeichen des Übergangs? Wie interpretierst du die aktuell? Was könnten sie noch zeigen?
  • Wie willst du die Brücke über das Niemandsland des Übergangs bauen? Wie gehst du deine persönliche Transformation an?

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