Flywheel: Bringt euren Laden in Schwung

Welche 4-6 Wachstumstreiber bringen euer Unternehmen auf Überholspur? 🚀

Die meisten von uns glauben, dass wir unser Business verstehen. Bis wir erstmals unser Flywheel erarbeiten – ein mĂ€chtiger Mechanismus, der unser Unternehmen in Schwung bringt und das Wachstum beschleunigt. ⚙

Das Flywheel ist ein gut geöltes Schwungrad, das die entscheidenden Treiber eures Unternehmens miteinander verbindet. Sein Ziel: SelbstverstÀrkendes Wachstum.

Das Konzept wurde von Jim Collins aus der Analyse langfristig erfolgreicher Unternehmen entwickelt. Der SchlĂŒssel zum Erfolg: Wahre Champions verstehen  im Detail, was ihr GeschĂ€ft antreibt, und arbeiten systematisch an der Weiterentwicklung dieser Wachstumstreiber.

Dieses Schwungrad in Gang zu setzen, ist anfangs ziemlich anstrengend. Die investierte Energie wird erst mal “im Rad gespeichert”. Aber wenn es mal angefangen hat, sich zu drehen, wird es unaufhaltsam schneller und schneller. Ein echter Game Changer.  đŸŒŸ

FĂŒr mich ist das Flywheel das effektivste Werkzeug zur Skalierung von Unternehmen und sollte einen festen Platz in eurem strategischen Arsenal einnehmen. Bereit fĂŒr den Durchbruch?

Wie ihr euer Flywheel identifiziert und in der UnternehmensfĂŒhrung einsetzt, ist der Fokus dieses Blogartikels Lass dich inspirieren und gehe mutig den nĂ€chsten Schritt. Vom GrĂŒnder zum CEO.

Was ist das Flywheel?

Das Flywheel ist ein sich selbst verstÀrkender Kreislauf zentraler Unternehmenstreiber, die sich gegenseitig verstÀrken und somit das Wachstum eures Unternehmens vorantreiben.

Das Konzept des Flywheels wurde von Jim Collins entwickelt, indem er langfristig erfolgreiche Unternehmen analysierte. Er fand heraus, dass erfolgreiche Unternehmen besonders gut verstehen, was ihr GeschÀft antreibt, und diese Treiber langfristig und systematisch weiterentwickeln.

“The flywheel, when properly conceived and executed, creates both continuity and change. On the one hand, you need to stay with a flywheel long enough to get its full compounding effect. On the other hand, to keep the flywheel spinning, you need to continually renew, and improve each and every component.”

Jim Collins

Wie bei einem echten Schwungrad ist das Flywheel anfangs schwer in Gang zu bringen, da die Energie, die ihr investiert, zunÀchst im Rad gespeichert wird. Aber sobald es in Bewegung kommt, dreht es sich schneller und schneller und ist kaum mehr aufzuhalten?

Bei Amazon sieht das Flywheel z.B. so aus

Das Amazon Flywheel nach Jeff Bezos (Quelle: Amazon.jobs)

Die Vorteile eures Flywheels

Die Erarbeitung eures Flywheels bringt euch auf drei Ebenen einen riesigen Schritt nach Vorne:

VerstÀndnis der Wachstumsdynamik: Mit dem Flywheel entwickelt ihr ein gemeinsames VerstÀndnis eurer Wachstumsdynamik. Ihr verlasst das Bereichsdenken und treibt das Wachstum eures Unternehmens gemeinsam voran.

Priorisierung strategischer Initiativen: Das Flywheel erleichtert die Erarbeitung von PrioritĂ€ten erheblich. Analysiert immer wieder, bei welchen Treibern des Flywheels gerade die grĂ¶ĂŸten EngpĂ€sse liegen. Das sind eure PrioritĂ€ten. Macht das Flywheel zu einem festen Bestandteil der OKR oder sonstigen Quartalsplanung.

Erarbeitung strategischer Metriken: Ihr macht euer Flywheel steuerbar, indem ihr fĂŒr jeden der vier bis sechs Treiber jeweils einen passenden strategischen KPI entwickelt. Damit könnt ihr den Erfolg der strategischen Initiativen, die ihr im nĂ€chsten Schritt entwickelt, optimal verfolgen.

“For a truly great company, the Big Thing is never any specific line of business or product or idea or invention. The Big Thing is your underlying flywheel architecture, properly conceived.”

Jim Collins

Zum Flywheel in 7 Schritten

Verstanden: Das Flywheel ist ein wesentliches strategisches Instrument. Aber wie kommt ihr dahin? In meiner Workshoparbeit hat sich das folgende Vorgehen als produktiv erwiesen.

Schritt 1: Entwurf eures generischen Schwungrades

Entwickelt zuerst eine allgemeine Vorstellung eures Flywheels. Wo beginnt es? Was folgt als NĂ€chstes? Und was kommt danach? Jede Komponente des Flywheels sollte nahtlos in die nĂ€chste Stufe des Flywheels ĂŒbergehen.

Wenn ihr unterschiedliche GeschÀftmodelle habt, kann es sein, dass ihr zwei SchwungrÀder braucht. So ist bei einem Self Service Modell wahrscheinlich die Benutzerfreundlichkeit der Plattform besonders wichtig. Bei Managed Services steht dagegen die QualitÀt des Services im Vordergrund.

Wenn ihr das Flywheel im Team entwickelt, könnt ihr mit einem individuellen Brainstorming beginnen, bei dem jeder zunÀchst sein eigenes Flywheel skizziert. Vergleicht dann eure AnsÀtze und entwickelt einen gemeinsamen Entwurf. Diese Diskussion allein ist schon spannend, da ihr euer Unternehmen aus verschiedenen Perspektiven betrachtet.

Schritt 2: Sammelt eure großen Erfolge

Sammelt Marktinitiativen, Vertriebsprozesse und Angebote, die besonders erfolgreich waren und eure Erwartungen ĂŒbertroffen haben.

Schritt 3: Erstellt eine Liste von Misserfolgen

Genauso wichtig ist das Lernen aus den Misserfolgen. Sammelt jene Initiativen und Angebote, die gescheitert sind oder eure Erwartungen nicht erfĂŒllt haben.

Schritt 4: Vergleicht die Muster

Versucht jetzt die Unterschiede zwischen den Erfolgen und Misserfolgen zu verstehen. Was sind typische Erfolgsmuster? Was sagt das ĂŒber das Flywheel aus? Wie ist das mit den Misserfolgen?

Geht so tief wie möglich in die Ursachenanalyse. Fragt euch mit den „7 Warums“ bis zur eigentlichen Ursache durch. In dieser Analyse liegt das Gold. In unseren Strategieworkshops haben wir hier die grĂ¶ĂŸten Aha-Erlebnisse gehabt.

So geht es bei Marktplatz-Modellen beispielsweise oft nicht nur um die reine Anzahl der Teilnehmer und Angebote auf der Plattform, sondern um eine bestimmte QualitĂ€t des Angebots. Eine bestimmte Kundenleistung kann verlangen, dass ihr sehr spezifische Lieferanten braucht…

Schritt 5: Perfektioniert euer Flywheel

Jetzt ist es an der Zeit, euer Flywheel zu optimieren. Überarbeitet es, passt die Reihenfolge an und kommentiert im Detail, wie jede Komponente euer Unternehmen in Schwung bringt.

Schritt 6: RealitÀtscheck

Fast fertig. Jetzt mĂŒsst ihr nur noch einen Gegencheck machen. ErklĂ€rt das Flywheel eure Erfolge und Misserfolge? VerĂ€ndert das Flywheel so lange, bis ihr euch jeden Erfolg als Ergebnis erklĂ€ren könnt, das direkt aus dem Flywheel resultiert, und die grĂ¶ĂŸten EnttĂ€uschungen als VersĂ€umnisse bei der Umsetzung des Flywheels zeigt.

Schritt 7: Entwickelt eure strategischen Metriken

Der letzte Schritt ist die Definition der strategischen Metriken. WĂ€hlt fĂŒr jeden Treiber des Flywheels einen gut messbaren KPI. Mit diesen Metriken könnt ihr der ganzen Company zeigen, wie gut ihr euer Flywheel und damit eure Company in Schwung bringt.

Rechnet fĂŒr einen ersten Entwurf des Flywheels mit etwa 3-4 Stunden.

Laufende Arbeit mit dem Flywheel

Die Erstellung des Flywheels ist nur der erste Schritt. Seine volle Wirkung zeigt es erst in aktivem Einsatz.

Überlegt fĂŒr jeden Treiber, wie ihr dessen Funktionsweise optimieren könnt. Neue Prozesse? Technologie? Andere VermarktungskanĂ€le? Das Spektrum ist beliebig groß.

Überlegt dann, bei welchen Treibern ihr aktuell die grĂ¶ĂŸten Herausforderungen habt. Was sind die ein oder zwei EngpĂ€sse, die ihr zuerst lösen mĂŒsst? Was passiert, wenn diese gelöst sind, wie geht es dann weiter? Diese Überlegungen sind wichtige Bausteine eurer strategischen Planung.

“What matters most is how well you understand your flywheel and how well you execute on each component over a long series of iterations.”

Jim Collins

Übersetzt diese EngpĂ€sse dann jeweils in strategische Initiativen: Was könnt ihr tun, um den Engpass zu beseitigen? Wie könnt ihr den Erfolg dieser Initiative durch die Verbesserung der passenden strategischen Metrik kontinuierlich ĂŒberprĂŒfen?

Das Flywheel ist niemals komplett fertig. Ihr werdet es immer wieder an neue Erkenntnisse zu Markt, Kunden und Unternehmen anpassen. Nehmt euch in euren Quartalsupdates jeweils eine Stunde Zeit und stellt euch dabei folgende Fragen:

  • Wie gut sind wir mit dem Flywheel unterwegs? Wie haben sich die strategischen Metriken entwickelt?
  • Welche EngpĂ€sse haben wir gelöst und welche sind neu entstanden?
  • Gibt es VerĂ€nderungen im Markt und in unseren Produkten, die eine Anpassung des Flywheels verlangen?

Key Take Aways

Das Flywheel ist eines der wichtigsten strategischen Instrumente. Mit der Identifizierung eurer wesentlichen GeschÀftstreiber bekommt ihr einen klareren Blick auf eure Erfolgsfaktoren und ihr Zusammenspiel.

Die Erarbeitung eures Flywheels hilft euch, euer VerstĂ€ndnis fĂŒr die Dynamik eures Wachstums zu vertiefen, eure strategischen Initiativen zu priorisieren und die richtigen strategischen Metriken fĂŒr euren Erfolg zu entwickeln.

Ihr erarbeitet das Flywheel in 7 Schritten – und einem 3-4 stĂŒndigen Workshop:

  • Schritt 1: Skizziert euer generisches Schwungrad. Formuliert eure ersten Thesen und erstellt einen groben Entwurf.
  • Schritt 2: Sammelt eure großen Erfolge, Marktinitiativen, Vertriebsprozessen und Angeboten, die erstaunlich gut gelaufen sind.
  • Schritt 3: Erstellt eine Liste von Misserfolgen. Denn auch aus ihnen zieht ihr wertvolle Erkenntnisse.
  • Schritt 4: Vergleicht die Muster.  EntschlĂŒsselt, was die Erfolge von den Misserfolgen unterscheidet. Welche Muster erkennt ihr? Was bedeuten sie fĂŒr euer Flywheel?
  • Schritt 5: Perfektioniert euer Flywheel. Detailliert das Flywheel anhand dieser Muster. Kommentiert, was genau die verschiedenen Treiber des Schwungrads ausmacht.
  • Schritt 6: RealitĂ€tscheck. Kann euer Flywheel wirklich alle Erfolge und Misserfolge erklĂ€ren? Wenn nicht, dann optimiert es, bis es in jeder Hinsicht funktioniert.
  • Schritt 7: Strategischen Metriken ableiten. Der letzte Schritt ist die Ableitung der strategischen Metriken. WĂ€hlt fĂŒr jeden Treiber eures Flywheels einen messbaren KPI aus. Diese Metriken messen euren Erfolg auf eurer Reise, zeigen, wie gut ihr euer Flywheel in Schwung bringt.

Euer Flywheel ist niemals abgeschlossen; passt es regelmĂ€ĂŸig an neue Erkenntnisse zu Markt, Kunden und Unternehmen an. Stellt euch bei Quartalsupdates folgende Fragen: Wie gut nutzen wir das Flywheel? Wie entwickeln sich die strategischen Metriken? Welche EngpĂ€sse haben wir gelöst und welche sind neu entstanden? Gibt es MarktverĂ€nderungen oder Produktanpassungen, die eine Aktualisierung des Flywheels erfordern?

Viel Erfolg beim Ausprobieren!

Und nun zu dir

  • Was sind die 4-6 wichtigsten Treiber eures Erfolgs?
  • Welche Kennzahlen messen ihre Performance?
  • Wie verĂ€ndert die Kenntnis des Flywheels eure PrioritĂ€ten?

Gefangen im Dilemma: Entscheide jetzt!

Seit Monaten bist du unzufrieden.

Da ist eine gute Mitarbeiterin, die du gerne befördern wĂŒrdest. Doch dann stellst du fest: Sie ist noch nicht so weit. Jetzt musst du einen RĂŒckzieher machen.

Da ist der High Performer, der einen kritischen Bereich verantwortet. Ein echtes Asset – wĂ€re da nicht das unmögliche Verhalten im Team. 

Du musst dich endlich entscheiden. Aber irgendetwas blockiert dich. Und von Tag zu Tag wird es schlimmer.

Ein Dilemma erster GĂŒte.

LoyalitĂ€t oder Professionalisierung. High Performance oder Team Spirit. 

Lies in diesem Artikel, wie du Dilemmas erkennst und konstruktiv löst. Lasst dich inspirieren und gehe mutig den nĂ€chsten Schritt. Vom GrĂŒnder zum CEO.

FĂŒhrung: Ein Balanceakt

Handfeste Dilemmas sind der Alltag von Leadern und GrĂŒndern. Du musst dich zwischen zwei widersprĂŒchlichen Optionen entscheiden. Egal, was du tust, es fĂŒhlt sich falsch an. Denn die Entscheidung hat nicht nur praktische, sondern auch moralische und ethische Implikationen. Du bist zerrissen zwischen Freundschaft und unternehmerischer Verantwortung, zwischen Performance und Teamspirit, deiner Rolle als Freund und als Unternehmer.

Ich habe das selbst vor einiger Zeit erlebt.

Als COO hatte ich viel zu lange auch die Head of People Rolle ĂŒbernommen. Das sollte sich jetzt Ă€ndern. Die große Frage: Befördere ich ein Teammitglied oder schreibe ich aus. Die interne Kandidatin Antonia hatte die Personalverwaltung super zuverlĂ€ssig verantwortet und war ein echter Anker des Teams. Und sie war junge Mutter. Testweise gab ich ihr die Chance, die Rolle interimistisch zu ĂŒbernehmen. Bald stellte ich fest, dass sie weiterhin einen soliden Job machte, aber nicht in die strategische FĂŒhrung ging.

Ich war hin und hergerissen. Ich brauchte definitiv jemanden mit mehr Erfahrung. Sollte ich ihr sagen, dass es nicht klappt? WĂ€re sie dann frustriert und wĂŒrde gehen? Woche um Woche verging ohne eine klare Entscheidung.

Das Dilemma erkennen

Der erste Schritt auf dem Weg zu einer KlÀrung ist die Wahrnehmung des Dilemmas. Diese Zeichen zeigen dir, dass du mittendrin hÀngst:

  • Innerer Konflikt & stĂ€ndige Neubewertung: Du kannst keinen klaren Gedanken fassen. Verschiedene Stimmen streiten in deinem Kopf: „Die ist so wichtig, ich darf sie nicht frustrieren. Aber ich muss auch das Team aufs nĂ€chste Level bringen…“  Du triffst Entscheidungen und verwirfst sie im nĂ€chsten Moment.
  • Aufschiebung: „Nur noch das Projekt – vielleicht packt sie es ja doch!“, „Sobald ich einen Nachfolger gefunden habe, spreche ich mit ihr.“ Es gibt tausend Ausreden, die Entscheidung noch mal zu schieben. NĂ€chste Woche, nĂ€chster Monat…
  • Emotionaler Stress: Je nachdem, welche Stimme gerade am lautesten ist, bist du wĂŒtend, frustriert, fĂŒhlst dich schuldig oder traurig. Nachts grĂŒbelst du stundenlang – ohne Ergebnis.
  • Kontaktvermeidung: Deine Unentschiedenheit beschĂ€mt dich. Um nicht dran zu denken, meidest du den Kontakt. So war es auch bei Antonia: Unsere 1:1 Meetings wurden immer kĂŒrzer, ich mied den Austausch, konnte ihr kaum in die Augen schauen.
  • Drama im Kopf: Der Stress bringt dich ins innere Drama: Du fĂŒhlst dich als Opfer der UmstĂ€nde. Um die schwierige Entscheidung zu rechtfertigen, suchst du gezielt nach Fehlern des Betroffenen. Der Film in unserem Kopf wird immer dramatischer – obwohl eigentlich gar nichts passiert. Genauso ging es mir mit Antonia: Ihre sorgfĂ€ltige Art nervte mich immer mehr. Sie konnte mir nichts mehr recht machen.

Sobald du diese Anzeichen erlebst: STOP!

Innehalten und Gedanken sortieren. Denn unbewĂ€ltigte Dilemmas kosten dich nicht nur Energie, sondern auch GlaubwĂŒrdigkeit. Wenn du in ihnen hĂ€ngen bleibst, scheiterst du an einer wesentlichen Unternehmeraufgabe: Klare Entscheidungen zu treffen, die das Unternehmen langfristig nach vorne bringen.

Klarheit gewinnen

Klare Entscheidungen brauchen zunĂ€chst innere Klarheit. Denn das Kernproblem von Dilemmas ist die fehlende Klarheit in deinem Kopf. Auch wenn es Dilemma heißt: Oft quatscht da eine ganze Reihe widersprĂŒchlicher Stimmen durcheinander: Dein “inneres Team”, wie es bei Schulz von Thun heißt.

Genau so ging es mir mit Antonia. Mein inneres Team meldet sich lautstark und durcheinander. Gelöst habe ich das Chaos in einem Brainstorming mit meinem Coach.

Schritt 1: Stimmen identifizieren: Bestimme die verschiedenen Stimmen. Wer ist da zu hören? Welchen Teil von mir reflektiert er oder sie?

In meinem Fall waren das fĂŒnf innere Teammitglieder: Die „Strategische GeschĂ€ftsfĂŒhrerin“, die „Überforderte Managerin“, die „Karrierefrau“, die „WertschĂ€tzende Chefin“ und schließlich mein „Innerer Schweinehund“.

Schritt 2: Haltung & BedĂŒrfnisse verstehen. Entwirre das Chaos. Nimm dir ein Teammitglied nach dem anderen vor: Was genau sagen die verschiedenen Stimmen? Welche Emotionen, Ängste und BedĂŒrfnisse stehen hinter diesen Haltungen?

Hier meine Stimme und ihre jeweiligen Perspektiven:

  • Strategische GeschĂ€ftsfĂŒhrerin: „Auf dem Weg zur Series B mĂŒssen wir den People Bereich viel strategischer aufstellen. Da sehe ich Antonia leider noch nicht. Mit der richtigen UnterstĂŒtzung wĂ€chst sie da sicher rein, aber das dauert zu lange.
  • Überforderte Managerin: „Oh nein, jetzt muss ich wieder ran. Ich war so froh, das endlich loszuwerden. Ich brauche dringend eine Lösung.
  • Karrierefrau: „Sie ist doch gerade erst Mutter geworden. Ich weiß noch, wie das bei mir war. Ich war so dankbar, dass meine Kinder kein Karriereblocker waren. Die gleiche Chance wĂŒrde ich ihr gerne geben.“
  • WertschĂ€tzende Chefin: „Sie macht bisher einen tollen Job und trĂ€gt das ganze Team mit. Ich wĂŒrde das gerne anerkennen und fĂŒhle mich schlecht, wenn ich mich gegen sie entscheide. Auf jeden Fall mĂŒssen wir eine gemeinsame Lösung finden.“
  • Innerer Schweinehund: „Ich traue mich nicht, klares Feedback zu geben. Vor allem bei dem Chaos im Kopf. Außerdem habe ich Angst, dass sie dann frustriert aufgibt. Das kann ich mir jetzt nicht leisten.”

Schritt 3: Lösungsideen sammeln: Du verstehst nun, was die Teammitglieder umtreibt. Als NĂ€chstes ist KreativitĂ€t verlangt: Wie sieht eine Lösung aus, die die BedĂŒrfnisse der verschiedenen Teammitglieder befriedigt? Welche AbwĂ€gungen willst du machen?

Mit der Klarheit ĂŒber mein inneres Team konnte ich zu einer Entscheidung kommen, die alle meine Anteile befriedigte:

  • Ich schĂ€tze Antonias Leistung ungemein. Sie ist und bleibt ein wichtiger Anker des Teams (WertschĂ€tzende Chefin).
  • Leider ist sie der Rolle, die wir jetzt brauchen, noch nicht gewachsen. Daher werde ich die Head of People Position möglichst zĂŒgig ausschreiben. (Strategische GeschĂ€ftsfĂŒhrerin).
  • Ich bitte Antonia aber, bis dahin weiterhin die Interimsrolle auszufĂŒllen – mit einem angepassten Profil. (Überforderte Managerin).
  • Auch wenn es noch nicht klappt: Sie hat Potenzial und ich will sie langfristig entwickeln. Der erste Schritt dahin: Wir erarbeiten einen Entwicklungsplan (Karrierefrau).

Diese innere KlĂ€rung war ein Befreiungsschlag. Ich hatte alle inneren Teammitglieder verstanden und konnte eine ausgewogene Entscheidung treffen. Was eine Erleichterung! Denn mit dem inneren Team ist es wie mit einem echten Team: Wenn jeder im Raum weiß, dass er oder sie gehört wurde, werden auch kontroverse Entscheidungen von allen mitgetragen.

Jetzt kannst du die Kommunikation vorbereiten.

Klar Kommunizieren

In der Vorbereitung einer schwierigen Kommunikation hilft es, dich in dein GegenĂŒber zu versetzen.

Wie erlebt er oder sie die Situation gerade wirklich? Wenn du unzufrieden bist, ist es dein Mitarbeiter auch meist. In 90% der FĂ€lle, in denen meine Coachees ihr Dilemma endlich offen ansprachen, stellte sich heraus: Die Mitarbeiter waren genauso unglĂŒcklich und erlebten das gleiche Dilemma – Zerrissen zwischen LoyalitĂ€t und eigenen BedĂŒrfnissen. Und genau wie ihre Chefs trauten sie sich nicht, das offen anzusprechen.

Wie wĂŒrde ich jetzt gerne behandelt werden? Die Antwort auf diese Frage ist ganz einfach: Respektvoll und auf Augenhöhe. Wir wollen ernst genommen werden und die Lösung aktiv mitgestalten. Sei also mutig und stelle dich dem schwierigen GesprĂ€ch – das in den allermeisten FĂ€llen viel einfacher ist, als du erwartest hast.

Ich habe diese Situationen selbst aus „Mitarbeiter“-Sicht erlebt. Es lief nicht rund. Ich wollte gehen, konnte das aber aus vertraglichen GrĂŒnden nicht ansprechen. Ähnlich ging es dem Investor. Er suchte nach einem Ersatz, wollte mich aber mit dieser Information nicht demotivieren. Das Ergebnis: Monatelang liefen wir auf Zehenspitzen umeinander herum. Frustrierend und super unproduktiv. Wie viel produktiver und wertschĂ€tzender wĂ€re ein offenes, respektvolles GesprĂ€ch gewesen, bei dem beide Seiten ihre Perspektive teilen und wir eine gemeinsame Lösung entwickelt hĂ€tten.

Die Antworten auf diese beiden Fragen machen dir Mut, offen und wertschÀtzend zu kommunizieren und das Problem endlich vom Tisch zu bekommen. Das macht nun auch deinen inneren Schweinehund happy.

Starte das GesprĂ€ch direkt und offen. Integriere in deine Kommunikation die unterschiedlichen Sichtweisen. Damit machst du deinem GegenĂŒber klar: Hinter dieser Entscheidung steht eine umfangreiche AbwĂ€gung.

So sah das bei Antonia aus:

„Ich schĂ€tze deine Arbeit und sehe dein Potenzial (WertschĂ€tzende Chefin). Aber noch bist du nicht so weit, wie wir es brauchen. Daher werde ich die Head of People-Stelle ausschreiben (Strategische GeschĂ€ftsfĂŒhrerin). Es wĂ€re toll, wenn du solange die operative TeamfĂŒhrung ĂŒbernimmst (ĂŒberforderte Managerin). Außerdem möchte ich gemeinsam mit dir einen Entwicklungsplan fĂŒr das nĂ€chste Jahr entwickeln (Karrierefrau). Diese Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen und ich hoffe sehr, dass du nicht zu enttĂ€uscht bist und bleibst (Innerer Schweinehund).“

Puh. Geschafft. Es war raus.

Was dann passierte, berĂŒhrt mich noch heute. Denn Antonia fing an zu weinen. Aus purer Erleichterung. Sie hatte selbst an der Rolle gezweifelt, ihre Überforderung gespĂŒrt. Hatte gemerkt, dass ich mich immer weiter von ihr abwendete. Ansprechen wollte sie es aber nicht. Denn sie war dankbar fĂŒr die Chance und wollte mich nicht enttĂ€uschen. Auch sie war in einem Dilemma gefangen gewesen: Mich nicht enttĂ€uschen vs. einen RĂŒckzieher machen.

Gut, dass wir endlich darĂŒber geredet hatten. Ich hĂ€tte das schon viel frĂŒher machen sollen. Denn genau das ist der Job eines Leaders: Klarheit schaffen, auch wenn es mal weh tut.

Diese Erfahrung machen alle Leader, die sich ihrem Dilemma stellen und dann in eine klare Kommunikation gehen: Befreiung, gegenseitiger Respekt und Klarheit. Oder wie es ein Klient auf den Punkt brachte:

„Die schwierigsten GesprĂ€ch sind die Besten.“

Key Take Aways

Handfeste Dilemmas sind dein Alltag. Du bist zerrissen zwischen zwei widersprĂŒchlichen Optionen:  Freundschaft vs. unternehmerische Verantwortung, Performance vs. Werte, deine Rollen als Freund vs. als Unternehmer.

Und so löst du das Dilemma auf

  • Erkenne das Dilemma. FĂŒnf Zeichen zeigen dir dringenden Handlungsbedarf: Innerer Konflikt & stĂ€ndige Neubewertung, Aufschiebung, emotionaler Stress, Kontaktvermeidung und inneres Drama.
  • Klarheit gewinnen. Klare Kommunikation verlangt innere Klarheit. Sortiere das Chaos in deinem Kopf mit einer Anhörung deines „inneren Teams“:
    • Identifiziere die unterschiedlichen Stimmen. Wer spricht da? Was fĂŒr einen Anteil von dir reflektiert diese Stimme?
    • Entwirre das Chaos: Was genau sagen die einzelnen Stimmen? Was steht hinter diesen Haltungen? Welche Emotionen, Ängste und BedĂŒrfnisse?
    • Finde eine kreative Lösung, die allen Stimmen gerecht wird. Welche AbwĂ€gungen willst du machen?
  • Klar kommunizieren. Versetze dich zur Einstimmung auf die Kommunikation in dein GegenĂŒber: Wie erlebt er die Situation gerade? Wie möchte ich in dieser Situation behandelt werden? Starte das GesprĂ€ch offen und direkt. Reflektiere die unterschiedlichen Sichtweisen und mach damit klar: Die Entscheidung ist wohl abgewogen. Gute Nachricht: In 90% der FĂ€lle erlebt dein GegenĂŒber das gleiche Dilemma und ist erleichtert und dankbar, dass es endlich auf den Tisch kommt.

Und nun zu dir!

Denk an eine Personalentscheidung, die dir schwer fÀllt.

  • Wie macht sich bei dir das Dilemma bemerkbar?
  • Welche „Inneren Teammitglieder“ melden sich zu Wort? Was sind ihre Gedanken und BedĂŒrfnisse? Schreibe alles auf.
  • Findest du eine Lösung, die fĂŒr alle ok ist?
  • Versetze dich in dein GegenĂŒber: Wie erlebt er dich gerade? Welches Verhalten wĂŒrdest du dir in dieser Situation von dir wĂŒnschen?
  • Wie erklĂ€rst du deine Entscheidung?

Viel Spaß bei der Umsetzung!

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