Sicher hast du das auch schon mal erlebt.
Ein Teammitglied von dir macht nicht, was du von ihm oder ihr erwartest. Irgendwann bist du am Ende deines Lateins.
„Ich muss jetzt endlich hart durchgreifen!
Eigentlich schätze ich Kati, aber sie bereitet die Kundenpräsentationen nie rechtzeitig vor. Jetzt ist es wieder passiert. Der Kunde kommt und ich muss mal wieder improvisieren!“
Max ist frustriert. Immer das Gleiche: All das gute Zureden, sein Verständnis für Kati, sein Feedback haben nicht gefruchtet. Sie macht einfach weiter wie gehabt.
Die einzige Chance, die er sieht: Drohungen, eine harte Ansage „Ab morgen läuft das so, sonst…“
Das Dumme: Drohungen sind keine Lösung. Wir können Menschen nicht anschieben, egal mit welcher Kraft. Das Einzige, was passiert: Die Fronten verhärteten sich, die Frustration steigt. Eine echte Sackgasse.
Zum Glück gibt es eine Alternative: Klare Konsequenzen. ⬅️➡️
Die Geheimwaffe der effektiven Kommunikation. ?
Die Quintessenz:
„Ich kann dich zu nichts zwingen. Aber ich sage dir, wie ich ab sofort agiere. Wenn du A machst, mache ich A´. Wenn du B machst, mache ich B´. Entscheide dich, lebe dann aber auch mit den Konsequenzen.“
Klare Konsequenzen bringen uns raus aus dem Alltagsdrama und rein in die Eigenverantwortung.
Welche Power in klaren Konsequenzen liegt und wie du sie entwickelst, ist der Fokus dieses Blogartikels. Und wie immer auch als Podcast Aufnahme: Spotify Apple Podcast Podigee
Das ewige Drama
Das Beispiel von Max und Kati ist ein super Beispiel für ineffektive Kommunikation und Drama.
Eine Kommunikation ist effektiv, wenn die Information erfolgreich von einer Person oder Gruppe an eine andere Person oder Gruppe übertragen wird und dort das Gewünschte bewirkt.
Das ist hier nicht passiert.
Max hat Kati zwar immer wieder gesagt, dass ihn ihr Verhalten frustriert. Aber dabei nie klar gemacht, was passiert, wenn sie nicht liefert.
Dabei meinte er es gut mit ihr. Er wollte keine Angstkultur schaffen, nicht drohen. Außerdem ist es ja ihr Job. Nach jedem Feedback hatte er gehofft, dass Kati nun endlich Verantwortung übernimmt.
So geht es vielen von uns. Wir gehen vom Besten aus, wollen unser Gegenüber nicht unter Druck setzen. Bis das Fass überläuft und es wirklich knallt: Drohungen, Kündigung…
Willkommen im Drama-Dreieck (mehr dazu in diesem Artikel).
Max hat alle Drama-Rollen durch.
Wann immer Kati nicht lieferte, fühlte er sich als Opfer ?. Übernahm die Verantwortung, die eigentlich bei ihr liegen sollte. Er improvisierte und rettete ? damit sowohl sich als auch Kati. Leider war das nicht konstruktiv. Seine Termine fanden statt, aber das eigentliche Problem – Katis Unzuverlässigkeit – bleibt ungelöst.
Jetzt ist Schluss damit. Am liebsten würde er mit Rausschmiss drohen. Und macht damit den Schritt zum Verfolger ?.
Hilft ihm das weiter? Wahrscheinlich nicht. Denn eigentlich schätzt er sie ja und würde gerne weiter mit ihr arbeiten.
Die Alternative: Klare Konsequenzen. Max macht Kati klar, was die Folgen ihres Handelns sind.
Klare Konsequenzen = Grenzen setzen, Verantwortung übernehmen
Die Grundidee in der den Klaren Konsequenzen ist super einfach:
„Ich kann dich zu nichts zwingen. Aber ich sage dir, wie ich ab sofort agiere.
Wenn du beim nächsten Mal A machst (z.B. wieder nicht lieferst), werde ich A´ machen. Wenn du B (lieferst) machst, werde ich B´ machen.
Für mich sind diese beiden Optionen gleichwertig. Du kannst dich frei für A oder B entscheiden. Du musst dann aber auch mit den jeweiligen Konsequenzen leben.“
Die Kommunikation mit klaren Konsequenzen lebt von vier Grundüberzeugungen.
- Ich bestimme, was ich tue. Du bestimmst, was du tust. Wir können nur über unser eigenes Tun entscheiden.
- Ich setze klare Grenzen, verbinde sie mit Konsequenzen und handle entsprechend: Ich entscheide, welches Verhalten meines Gegenübers ich akzeptiere und welches nicht. Und ich entscheide vorab, wie ich auf dieses Verhalten reagiere. Das gibt mir Sicherheit. Selbst in der akuten Stresssituation weiß ich jetzt, was ich tue. Das reduziert meine Frustrationen.
- Ich kommuniziere die Grenzen & Konsequenzen. Unverhandelbar. Ich erkläre meinem Gegenüber, wie ich mich künftig in welcher Situation verhalte. Diese unverhandelbare „Vorhersage“ gibt meinem Gegenüber Sicherheit. Er oder sie weiss jetzt, welche Konsequenzen sein Handeln hat. Das schafft Entscheidungssicherheit.
- Mein Gegenüber agiert eigenverantwortlich und steht für die Konsequenzen ein. Mein Gegenüber entscheidet auf Basis dieser Informationen über sein eigenes Handeln. Die Verantwortung für die Konsequenz seines Handelns liegt zu 100% bei ihm.
Actions have consequences… first rule of life. And the second rule is this – you are the only one responsible for your own actions.
Holly Lisle
Die Arbeit mit klaren Kompetenzen ist der beste Weg aus dem Alltagsdrama.
Statt Opfer von Fehlverhalten zu sein, gestalten ? wir unseren eigenen Handlungsrahmen. Wir gehen in die Eigenverantwortung.
Mit unserer Kommunikation: „Wenn A, dann A´ und wenn B dann B´“ werden wir zum Challenger ??♂️ und verzichten auf die Anklagen und Drohungen des Verfolgers.
Das ist Verantwortung auf Augenhöhe.
In 4 Schritten zu klaren Konsequenzen
Das Modell der klaren Konsequenzen ist super simpel – aber nicht unbedingt einfach umzusetzen. Gehe dabei in 4 Schritten vor:
Schritt 1: Problem verstehen. Ergründe zunächst, was dein eigentliches Problem ist. Reflektiere das Verhalten deines Gegenübers. Und reflektiere, wie du bisher dazu beigetragen hast, dass sich dieses Verhalten festgesetzt hat. Stell dir dazu folgende Fragen:
- Was genau verschafft mir Probleme?
- Was brauche ich, damit das Problem gelöst ist?
- Was war bisher meine Reaktion? Warum?
- Was hindert mich bisher, konsequent zu sein?
Beispiel. Max ärgert sich über Katis Unzuverlässigkeit. Nie konnte er sich in Ruhe vorbereiten. Wenn er die Präsentation einen Tag vor dem Kundentermin hätte, könnte er sich richtig vorbereiten. Bisher hat er über die Verspätungen gejammert, aber Kati nicht frühzeitig an die Präsentation erinnert. Kati ist super busy und er wollte sie nicht noch weiter überlasten.
Schritt 2: Verhalten & Konsequenzen bestimmen. Im zweiten Schritt überlegst du dir, wie du künftig in welcher Situation agieren willst. Du solltest mindestens zwei Optionen haben, die für dich gleichwertig sind und die du auch wirklich, wirklich machen wirst. Leere Drohungen sind Schrott. Mit diesen Fragen kommst du zu guten Ergebnissen:
- In welcher Situation will ich künftig wie agieren?
- Welche Konsequenz ist gut und angemessen?
- Was triggert mein neues Verhalten?
- Bin ich zu 100% committed?
Bei Max könnte das so aussehen: „Wenn Kati nicht oder zu spät liefert, bekommt sie eine Verwarnung. Bei drei Verwarnungen erfolgt die Kündigung. Wenn Kati pünktlich liefert, nehme ich sie mit in den Kundentermin, damit sie lernt, wie ich Vertrieb mache. Und ja, nur so geht es weiter. 100%“
Wenn du die Konsequenzen entwickelt hast, lohnt sich der Gegencheck: Bin ich wirklich bereit, mich so zu verhalten? Bin ich bereit, die Wahl meines Gegenübers zu akzeptieren und mit den Konsequenzen zu leben?
Every choice comes with a consequence. Once you make a choice, you must accept responsibility. You cannot escape the consequences of your choices, whether you like them or not.
Roy T. Bennet
Schritt 3: Verhalten und Konsequenzen kommunizieren. Du weißt jetzt, was du brauchst und tun willst. Jetzt geht es an die effektive Kommunikation. So bald wie möglich; nicht erst, wenn das Kind mal wieder in den Brunnen gefallen ist. Erkläre dabei auch, warum du jetzt zum Mittel der klaren Konsequenzen greifst und das deine „Vorhersage“ unverhandelbar ist:
Max kommuniziert im nächsten 1:1: „Du hast immer wieder zu spät geliefert. Diese Unzuverlässigkeit frustriert mich, denn ich bin nie optimal auf die Sales-Meetings vorbereitet. Deshalb werde ich in Zukunft so agieren:
Wenn du beim nächsten Mal (siehe Schritt 2)… . Mein Verhalten ist unverhandelbar. Du kannst entscheiden, was du tust – musst dann aber auch mit den Konsequenzen leben.“
Schritt 4: Konsequenzen umsetzen. Jetzt musst du natürlich tun, was du versprochen hast. Im Guten wie im Schlechten. Sonst bist du unglaubwürdig und euer Drama geht weiter. Also agierst du beim Triggerpunkt ohne Verzögerung, genau wie versprochen. Bleib stark, wenn dein Gegenüber mit Jammern oder Drohungen versucht, dich umzustimmen. Mache klar: Du wusstest, was passiert. Du hast dich selbst entschieden.
Was gute, angemessene Konsequenzen ausmacht
Klingt alles super. Leider ist es aber nicht so leicht, gute Konsequenzen zu definieren. Gute, klare Konsequenzen sind
- Prädizierbar: Sie zeigen klare Folgen des Tuns auf, machen Reaktion prädizierbar und schaffen damit Entscheidungsfreiheit. Kein Interpretationsspielraum.
- Neutral: Definiere Optionen, die für dich gleichwertig sind und die du neutral vortragen kannst. Mach dir bei negativen Konsequenzen klar: Sie sind Reaktionen auf Grenzüberschreitungen. Ohne sie machst du dich selbst zum Opfer.
- Stabil: Gute Optionen sind vollständig, genau und wiederholbar. Damit schaffen sie Vertrauen. Klarer Auslöser, klares Handeln. Kein Nachkarten.
- Zweiseitig: Definiere mindestens zwei Optionen. Manchmal ist die zweite Option nur ein Halbsatz, er sollte aber trotzdem ausgesprochen werden: „Wenn du mich künftig unterbrichst, werde ich unser Gespräch unterbrechen. Wenn nicht, dann nicht.“
- Minimalinvasiv: Gestalte die Konsequenzen so klein wie möglich und nötig, damit sie dein Bedürfnis erfüllen.
Auf in die Umsetzung!
Klare Konsequenzen sind ein machtvolles Instrument der effektiven Kommunikation.
- Sie sind per se „effektiv“, denn sie verbinden Aktionen mit einem klaren Effekt.
- Sie schaffen Klarheit und Augenhöhe.
- Sie holen uns aus dem Alltags-Drama und bringen alle Parteien in die Eigenverantwortung. Aus Opfern, Rettern und Verfolgern werden Gestalter und Challenger.
Sie eignen sich für alle Situationen, in denen ihr wie Max und Kati in langwierigen Mikrokonflikten verhangen seid.
Du kannst sie aber auch nutzen, um in einer neuen Führungsbeziehung frühzeitig klar zu machen, was dir wichtig ist, welches Verhalten du unterstützt und was passiert, wenn deine Grenzen überschritten werden.
Key Take Aways
Klare Konsequenzen sind die Geheimwaffe der effektiven Kommunikation. Besonders geeignet sind sie für die aktive Gestaltung schwieriger Situationen. Dort stellen sie sicher, dass jeder in die Eigenverantwortung geht. Empowerment Pur.
Die Grundidee: „Ich weiss, dass ich dich zu nichts zwingen kann. Ich kann dir aber sagen, wie ich ab sofort agiere. Wenn du A machst, mache ich A´; wenn du B machst, mache ich B´. Entscheide selbst, lebe aber auch mit den Konsequenzen.”
Dahinter stehen vier Überzeugungen:
Ich bestimme, was ich tue. Du bestimmst, was du tust.
Ich setze klare Grenzen, verbinde sie mit Konsequenzen und handle entsprechend.
Ich kommuniziere die Grenzen & Konsequenzen. Unverhandelbar.
Mein Gegenüber agiert eigenverantwortlich und steht für die Konsequenzen ein.
Führe die klaren Konsequenzen in 4 Schritten ein:
- Problem verstehen: Verstehe, was das Problem hinter eurem Verhalten ist und inwiefern du bisher Komplize einer Situation bist, die du eigentlich nicht haben willst.
- Verhalten & Konsequenzen bestimmen. Was wirst du künftig in welcher Situation machen? Schaffe mindestens zwei Alternativen. Teste dein eigenes Commitment.
- Verhalten & Konsequenzen kommunizieren. Frühzeitig, bevor das Kind wieder in den Brunnen gefallen ist. Mache klar, dass die Konsequenzen unverhandelbar sind.
- Konsequenzen umsetzen. Tue genau das, was du versprochen hast. Auch, wenn es deinem Gegenüber nicht passt. Er oder sie hatte die Wahl.
Und nun zu Dir!
- Welche frustrierenden Arbeitsbeziehungen hast du? Wo schaffst du durch fehlende Klarheit eine Situation, die du so nicht willst?
- Wie kommunizierst du bisher die Konsequenzen auf dein Verhalten? Bist du klar? Hälst du deine Versprechen ein?
- Welche Konflikte und Frustrationen könntest du mit dem Instrument der „Klaren Konsequenzen“ lösen?
Viel Erfolg bei der Umsetzung!
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